LESERINNENPOST
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Mehr als Lohnerhöhung

■ Betr.: „Der große Kampf“, taz.bremen vom 4. 2.

Ich finde es sehr schade, dass Sie völlig unterschlagen, dass wir als IG Metall nicht nur die 5,5 Prozent fordern. Wir sind für zwei mehr als wichtige soziale Forderungen auf der Straße. Wir fordern einen fairen Übergang unserer Mitglieder in den Ruhestand, nämlich eine faire Altersteilzeit. Zusätzlich sind wir beim Thema Qualifizierung aktiv. Wir fordern vom Arbeitgeber eine „Bildungsteilzeit“. (...) Zum Thema Abmahnungen und IG Metall: Wir als Vertrauenskörperleitung – die IG Metall im Betrieb – haben schon Anfang Januar mit den Vertrauensleuten beraten, wie wir weiter verfahren. Wir haben für alle Abgemahnten entsprechende „Widersprüche“ vorbereitet, die jedem gemeinsam mit dem Kündigungsausschuss des Betriebsrates zur Verfügung gestellt wurden. Natürlich haben wir die Kolleginnen und Kollegen entsprechend zu ihrem weiteren Vorgehen beraten. Dazu haben wir innerhalb unserer Gewerkschaft nicht nur einen Rechtssekretär eingebunden. Zusätzlich haben wir eine Unterschriftenaktion der Belegschaft vorbereitet und gemeinsam durchgeführt. Die dabei gesammelten über 5.000 Unterschriften haben wir im Rahmen unserer Vertrauensleutevollversammlung gemeinsam mit unserem 1. Bevollmächtigten, dem Verantwortlichen der Personalabteilung übergeben. Auch weiterhin hat dieses Thema für uns Priorität.  RALF WILKE, 1. Vorsitzender der IG Metall und Vertrauenskörperleitung bei Mercedes Benz

Schlimmes Demokratieverständnis

■ Betr.: „Neuer Streit an alten Fronten“, taz.bremen vom 3. 2.

Es wäre gut gewesen, wenn es endlich mal eine sachliche und inhaltliche Berichterstattung über die Nakba-Ausstellung in Ihrer Zeitung gegeben hätte. Stattdessen kommen schon wieder im Vorfeld die Gegner der Ausstellung zu Wort und die Anschuldigungen werden von Ihnen kritiklos übernommen. Weshalb wehrt sich eine bestimmte „Lobby“ so vehement dagegen, dass die historische Tatsache, die Flucht und Vertreibung der Palästinenser, nicht an die Öffentlichkeit kommt? Welches Demokratieverständnis! Mit dem Vorwurf des „Antisemitismus“ soll jede sachliche Geschichtsaufarbeitung im Keim erstickt werden. Wer hat daran ein Interesse? Doch wohl nur der Staat Israel. Die Palästinenser sind auch Semiten. Wer sind denn nun die Antisemiten? Diese Frage müsste sich jeder stellen, der dieses Wort, ob bewusst oder auch nur gedankenlos, benutzt.  GISELA VORMANN, Bremen

Armselige Stimmungsmache

■ Betr.: „Neuer Streit an alten Fronten“, taz.bremen vom 3. 2.

Der Autor behauptet: „Umstritten ist die Ausstellung ...wegen dem, was sie nicht zeigt: 1. „...dass nach der Staatsgründung auch JüdInnen aus den umliegenden arabischen Staaten vertrieben wurden.“ Diese Behauptung ist falsch. Die Karte 12 auf Tafel 9 der Ausstellung greift die Thematik unter dem Titel „Bevölkerungsbewegung 1948-1951“ auf. Allerdings nimmt die Ausstellung nicht die vom Verfasser geforderte Bewertung vor.

2. „...dass auch palästinensische Milizen Massaker verübten“. Auch diese Behauptung ist falsch. Tafel 4 spricht eindeutig von „blutigen Überfällen“ auch auf „jüdische Siedlungen“ (...).

3. „...oder dass die Flüchtlinge in den arabischen Nachbarländern bis heute als politische Waffe gegen Israel vorgehalten werden“. Auch das ist falsch. Richtig ist vielmehr, dass auf den Tafeln 10 und 11 die Situation der palästinensischen Flüchtlinge in den arabischen Aufnahmeländern unbeschönigt geschildert wird. Die Ausstellung nimmt allerdings auch hier nicht die vom Verfasser geforderte Bewertung vor. Neben diesen falschen Behauptungen wird gezielt durch Überschriften (...) und Hervorhebungen im Text (...) Stimmung gegen die Ausstellung gemacht, anstatt objektiv zu berichten. Zudem wird als einer von insgesamt zwei Kronzeugen gegen die Ausstellung eine anonyme „Gruppe c3“ ins Feld geführt, für die sich auch im Internet kein Verantwortlicher ausmachen lässt. Diese Art von Berichterstattung finde ich in der Tat armselig.  INGRID RUMPF, Pfullingen

Hetze selbst im Kindergarten

■ Betr.: „Der Hassprediger“ und „Der Pegida-Pastor“, taz.bremen vom 29. und 31. 1.

Sehr geehrter Herr Latzel, für mich sind Ihre Äußerungen zu anderen Religionen unerträglich und Sie haben sich meines Erachtens nicht nur im Ton vergriffen. (...) Es passt leider zu den Entgleisungen, die im Kindergarten meines jüngeren Sohnes passiert sind, indem Sie die Kinder bei einer Ansprache zum Sommerfest wiederholen ließen, dass sie den Eltern erzählen sollten, dass Abtreibung Mord ist. Später darauf angesprochen, legten Sie noch nach und ließen sich zu Äußerungen hinreißen, dass die Abtreibungen schlimmer sind als die Ermordung der Juden im 3. Reich, oder für Sie das Grundgesetz nicht wichtig ist, für Sie zähle nur das Wort Gottes. (...)

Sich auf eine Mehrheit in Ihrer Kirchengemeinde zu berufen, halte ich für völlig unangemessen. Ihre Haltung ist doch gefragt (...) und keine halben Entschuldigungen, die keine sind, oder gar gewollte oder ungewollte Provokationen. (...) GERRIT LOHMANN, Bremen