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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Softrock“ ist ein musikalischer Kampfbegriff, unter den man bequem all das sortieren kann, was nicht zum virilen Selbstverständnis gitarrengestützter Kernigkeit passen will – und stattdessen sanfte, zerbrechliche oder träumerische Aspekte im Rock artikuliert. Dass unter diesem Label auch viel Schreckliches auf die Menschheit losgelassen wurde, soll gar nicht verschwiegen werden. Doch davon soll an dieser Stelle nicht die Rede sein. Sondern von so schönen Dingen wie dem psychedelisch grundierten Folk-Rock des US-Amerikaners Stephen Steinbrink, der in seinen Songs Einflüsse von Nick Drake bis Simon & Garfunkel erkennen lässt. Und der seine Texte als eine Art Therapie betrachtet. In „A Simple Armature of Your Ideal World“ singt er etwa: „It takes a lot to change your mind.“ Von Steinbrink hingegen lässt man sich gern auf andere Gedanken bringen. Diesen Donnerstag ist dazu im Monarch Gelegenheit (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr, 10 €).

Vom glockenhellen Gesang Steinbrinks zum Programm des Umor-Rex-Labelabends am Sonntag im Antje Oeklesund ist es dann doch eine gewisse Fallhöhe. Umor Rex sitzen in Mexiko-Stadt, haben in ihrem Katalog aber eine Reihe von Berliner Künstlern, und die haben sich mehrheitlich auf düstere Klänge kapriziert: Allen voran die Ambient-Supergroup B/B/S, bestehend aus den Musikern Aidan Baker, Andrea Belfi und Erik Skodvin, die ihre hallenden Räume auf dem Improvisationswege entstehen lassen. Das Duo DriftmachineAndreas Gerth vom Tied & Tickled Trio und Florian Zimmer von der Post-Rock-Band Saroos – setzt ebenfalls auf Hall und Echo und kreuzt dabei bevorzugt Dub Reggae mit maschinenartigen Synthesizerklängen. Und die Töne, die das Berliner Drone-Noise-Projekt Rvnes hervorbringt, lassen auf einen gewissen Leidensdruck schließen – über brodelnden Frequenzen schreit eine verzerrte Stimme ein deutliches Unbehagen an, äh, vermutlich den Verwerfungen der Zivilisation heraus. Grund dafür gibt es jedenfalls genügend (Rigaer Str. 71–73, 20 Uhr, AK: 12 €).

Um bei der Bewegungsmetapher mit der Fallhöhe zu bleiben: Am Mittwoch geht es dann wieder ein bisschen bergauf, was die Gesamtstimmung angeht. In der Lofi-Lounge im Schokoladen ist diesmal die Musikerin, Schriftstellerin und taz-Autorin Christiane Rösinger zu Gast, um neben Songs auch Texte aus ihrem literarischen Schaffen vorzutragen. Des Weiteren präsentiert die in klassischem Klavierspiel ausgebildete Italoberlinerin Sonia Brex ihren unaufgeregten – und anlassgerechten – Lounge-Pop, dessen Hauptanliegen für Brex darin besteht, Leute zusammenzubringen – bitte sehr! (Ackerstr. 169, 20 Uhr)