Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Da drückt sich der Doppeldeckerbus durch die recht schmalen, von Baustellen noch zusätzlich verengten Straßen Kreuzbergs und schnauft und röhrt und stöhnt und stinkt dabei wie ein mittelgroßes Braunkohlekraftwerk. Darüber liegt ein ungeduldiges Hupen, denn vom Hupen geht es schneller. Fahrradfahrer fluchen laut, schlagen auch mal frustriert auf Motorhauben, Fußgänger versuchen dem Chaos schweigend zu entkommen. So laut lässt sich das Musikabspielgerät gar nicht drehen, dass diese prädominante Geräuschkulisse ganz verdrängt werden könnte. Weitaus diffiziler, fast schon klinisch distanziert wirkt der mit Bässen eher zurückhaltende Sound des schottischen DJs Rustie, der da auf voller Lautstärke läuft. Dessen aktuelles Werk „Glas Swords“ war ja bereits in der Sonntaz der vergangenen Woche wohlwollend besprochen worden und ist am Samstag live im Horst Krzbrg zu hören.

Wenn es mehr in die Magengrube gehen soll, wäre der Festsaal Kreuzberg eine Alternative, wo ebenfalls Samstag unter anderem Rotor sich die Ehre geben. Die Instrumentalisten mit ihrem eleganten (ja, ganz recht, elegant!) Stoner-Sound haben eigentlich immer eine ordentliche Gitarrenwand zum Headbangen mit dabei und erfreuen die an Kopfmusik Interessierten mit verspielten, jazzig anmutenden rhythmischen Strukturen.

Am Mittwoch schließlich ist der Posterboy der Chillwave-Szene, Ernest Greene, mit seinem Projekt Washed Out im Lido. Der Name ist Programm, collagenhafte und vage Erinnerungen an die 1980er hervorrufende Stücke, wie schon bei seinem Konzert im letzten Quartal überprüft werden konnte.

Seine Landsleute von Wye Oak halten es derweil mit eingängigem Folkpop, der tags darauf, ebenfalls im Lido, eine ganz ähnlich sentimentale Wärme ausstrahlen wird.

■ Rustie: Samstag, 24 Uhr, Horst Krzbrg

■ Rotor: Samstag, 21 Uhr, Festsaal Kreuzberg

■ Washed Out: Mittwoch, 21 Uhr, Lido

■ Wye Oak: Donnerstag, 21 Uhr, Lido