: Brandsatz wirkt nach
ASYL-ANSCHLAG
Zuerst wurde eine Fensterscheibe eingeworfen. Die Polizei kam, blieb bis 12.30 Uhr – um 13.15 Uhr flog der Brandsatz. Im schleswig-holsteinischen Escheburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) warfen unbekannte Täter am Montag einen Kanister mit einer noch nicht bestimmten Flüssigkeit in das Holzhaus, in das am nächsten Tag sechs aus dem Irak Geflüchtete einziehen sollten. Das Gebäude wurde stark beschädigt. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) verurteilte den Anschlag: „Wir werden euch jagen, wir werden euch kriegen, wir werden euch verurteilen“, sagte er. „Ihr macht uns keine Angst.“
In der 3.300-Seelen-Gemeinde könnte solche Rhetorik die Lage verschärfen. Schon vor dem Anschlag hatte Bürgermeister Rainer Bork (Eschenburger Wählergemeinschaft) berichtet, wegen der Asylbewerber scharf angegangen wurden zu sein. In einer Sprechstunde sei er in seinem Büro „von Bürgern auf eine Art und Weise beschimpft“ worden, so Bork, „das möchte ich gar nicht wiedergeben“.
Er spricht von einem „harten Kern, der Angst hat“. Die künftigen Nachbarn der Flüchtlinge indes beklagen, viel zu spät informiert worden zu sein. Am 22. Januar hatte das Amt die Doppelhaushälfte für 300.000 Euro gekauft, am 4. Februar war bekannt geworden, dass die sechs Männer einziehen würden. Zwei Tagen später will Bork die Anwohner informiert haben.
Vor Ort auf der Straße offenbart sich, dass da auch mehr mitschwingt: „Ich bin nicht entsetzt über das, was passiert ist“, sagte ein LKW-Fahrer gegenüber shz.de – „die gehören nicht hierher.“ Man selbst müsse für alles zahlen, für Flüchtlinge würden „Hunderttausende“ ausgegeben. „Wir haben einfach nur Angst“, ließ sich ein Familienvater zitieren, „hier sind doch der Kindergarten und die Schule.“ Aber es gab etwa auch die junge Mutter, die sagte: „Menschen, die bei uns Hilfe suchen, haben schlimme Dinge erlebt.“ Man sollte ihnen nicht die Häuser anzünden, sondern sie „willkommen heißen“.
Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. An diesem Wochenende sind eine Kundgebung und eine Mahnwache geplant. Für den 23. Februar plant der Bürgermeister eine Einwohnerversammlung. AS