: „Es war eine wirklich tiefe Wut“
HERKUNFT Ihr Vater, Nigerias erster demokratischer Präsident, starb im Gefängnis. Dupsy Abiola schläft so wenig wie er
■ Die Frau: Nach dem Studium in Oxford und einer Karriere als Firmenanwältin gründete Dupsy Abiola Intern Avenue, eine Vermittlungsplattform für Unternehmen und Praktikanten. Thomson Reuter zählte sie 2013 zu den wichtigsten britischen Businessfrauen. Abiola, 32, lebt in London.
■ Die Familie: Ihr Vater Moshood Abiola war ein nigerianischer Geschäftsmann und der erste frei gewählte Präsident des Landes. Weil Diktator Sani Abacha ihn ein Jahr nach der annullierten Wahl einsperrte, bis er in Haft starb, galt Chief Abiola vielen als Märtyrer.
GESPRÄCH JOHANNES GERNERT
taz: Frau Abiola, Ihr Vater war Geschäftsmann und Anfang der neunziger Jahre der erste demokratisch gewählte Präsident Nigerias. Der Militärdiktator annullierte die Wahl und hielt Ihren Vater in einer geheimen Sicherheitsanlage gefangen, wo er später starb. Sie selbst sind 32 Jahre alt und Start-up-Gründerin. Kürzlich haben Sie gesagt, Sie würden sich am Ende fragen müssen: Hab ich wirklich jeden Tropfen aus meinem Leben gewrungen? Das klingt unglaublich anstrengend.
Dupsy Abiola: Mein Tutor in Oxford hat immer gesagt: Schlafen kannst du, wenn du tot bist. Ja, es ist anstrengend. Aber ich spüre auch eine unglaubliche Energie. Und selbst wenn ich einmal erschöpft bin, blicke ich zurück auf alles, was ich erreicht habe, seit ich die Sicherheit meines Jobs als Anwältin, dieses vorgeplante Leben aufgegeben habe, um mich meiner Vision zu widmen: Einen Dienst schaffen, der Menschen hilft.
Etwas banaler ausgedrückt: Sie wollen mit Ihrem Start-up Intern Avenue Praktikanten an Firmen vermitteln. Und andersherum.
Wir haben den Service im Oktober 2012 eröffnet. Wie alle europäischen Start-ups versuchen wir jetzt mit unseren Mitteln so weit zu kommen, wie es geht. Bei uns sollen Karrieren beginnen.
Es ist in letzter Zeit viel über die jungen, weißen Männer diskutiert worden, die im Silicon Valley die Macht haben und die meisten Jobs. Ist das auch ein europäisches Problem?
London ist ein Schmelztiegel. Da können wir froh sein. Die Leute kommen aus aller Welt. In Europa sind wir außerdem sehr mobil. Ich kann in King’s Cross in einen Zug steigen und bin schneller in Paris als in manchen Gegenden Nordenglands. Das unterscheidet uns von den USA. Das ist unser Privileg. So viel Vielfalt, so nah beieinander. Ob sich das auch in den Firmen niederschlägt? In der Tech-Industrie gibt es sicher immer noch zu wenig Frauen und zu wenig Schwarze, die Firmen gründen.
Sie sind als Frau meist ziemlich allein im Konferenzraum?
Oft bin ich eine der wenigen Frauen unter den Gründern und meist die einzige Schwarze. Dabei ist die schwarze Community durchaus eine sehr unternehmerische. Vielleicht gründen sie andere Firmen, keine Tech-Unternehmen. Ich versuche so sichtbar wie möglich zu sein, um den Leuten zu zeigen, dass man auch das schaffen kann. Start-up-Chefs suchen Leute, denen sie vertrauen – zunächst in ihrem direkten Umfeld. Leute aus anderen Schichten, aus anderen Familien, müssen sich also viel mehr anstrengen, damit sie da reinkommen. Sie müssen darum kämpfen, damit wir eine offene Gesellschaft bleiben. Und die Gründer müssen auch anderen eine Chance zu geben.
Wie beeinflusst das Ihre Arbeit, die Minderheit in der Minderheit zu sein?
Es gibt einige verstörende Statistiken: 97 Prozent der Start-up-Finanzierungen mit Wagniskapital gehen an Männer, 87 Prozent an weiße Männer. Wenn man aber überragend gut ist und sich anstrengt, wird es einfacher, Hindernisse zu überwinden. Ich versuche, mit Leuten zu arbeiten, die schon Erfolg hatten. Erfolg setzt sich fort. Sobald Sie Menschen kennen, die erfolgreiche Unternehmen ausgedacht, aufgebaut und vielleicht auch verkauft haben, haben Sie Zugang zu einem einzigartigen Wissensschatz. Davon profitieren junge Unternehmer in den USA. In Europa beginnt das auch langsam, aber die ganz großen Erfolgsgeschichten liegen noch vor uns.
Das Magazin Fast Company hat kürzlich einen runden Tisch von afroamerikanischen Unternehmern aus dem Silicon Valley zusammengerufen, um zu diskutieren, warum es dort so wenig Schwarze gibt, so wenig Frauen. Manche sagten: Vielleicht auch, weil die technischen Berufe sie nicht so sehr interessieren.
Mich interessiert Technik. Ich glaube, jeden interessiert Technik.
War das schon in der Schule so?
Ich habe einen unstillbaren Wissensdurst. Das Mittel meines Vaters, um voranzukommen und das Leben anderer Menschen zu ändern, war Bildung. Sie macht alle gleich.
Das erste Unternehmen Ihres Vaters war die Ein-Mann-Firma eines Teenagers: Er sammelte Feuerholz und verkaufte es.
Ja, genau. Mein Vater hat Großes geleistet. Meine Eltern haben mir als Kind immer gesagt: Ihr könnt alles schaffen, wenn ihr euren Kopf anstrengt. Meine Mutter hat einfach keine Hindernisse akzeptiert, wenn es um die beste Bildung für ihre Kinder ging. Da war sie unermüdlich.
Erzählen Sie ein Beispiel.
Als ich sechs oder sieben war, rief jemand von der Schule an und sagte, ich hätte Schwierigkeiten mit dem Vorlesen. Wenn ich den Text schon kannte, umschrieb ich ihn, statt ihn genau vorzulesen. Also schlug man vor, mich ein Jahr zurückzustellen, wenn das nicht besser würde. Machen Sie sich nicht lächerlich, sagte meine Mutter. Sie haben nur noch nicht herausgefunden, wie Sie Dupsy helfen können. Also probierte sie jede Methode, die sie finden konnte, bis ich es raus hatte. Ich habe erst viel später verstanden, dass das in anderen Familien ganz anders lief.
Ihren Job als Anwältin haben Sie für Ihr Start-up aufgegeben. In einer BBC-Show haben Sie Geld dafür eingeworben.
Zurzeit sind wir zu zehnt in der Firma. Es gibt viele Herausforderungen und man fühlt sich so unglaublich verantwortlich. Viele gute Unternehmen schaffen es nicht. Es ist wichtig, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten. Es ist immer schwierig, wenn man Probleme mit Mitarbeitern hat. Das ist schlimm für beide Seiten. Es geht also ständig darum, die am besten qualifizierten Leute zu finden – und die richtigen Investoren. Die müssen dich in guten Zeiten anschieben, aber auch in schwierigen zu dir halten. Die Verantwortung trägt man oft allein, wenn man ein Unternehmen führt. Manchmal fühlt man sich unbesiegbar, dann zweifelt man wieder: Wie können wir noch besser werden?
Hat Ihr Vater Sie auch deshalb so sehr inspiriert, weil er ein abwesender Vater war?
Jeder, der als Teenager Eltern verliert, hat damit zu kämpfen. Man verliert sie, wenn man noch jung ist. Aber erst später merkt man, wie sehr sie einem in bestimmten Momenten des Lebens fehlen. Als ich beschloss, diese Firma zu gründen, dachte ich oft: Wie großartig wäre es jetzt, mit ihm darüber zu reden, welchen Druck man aushalten können muss. Wie es ihm damit ging. Wir haben als Familie viel durchgemacht. Mein Vater war vier Jahre lang in Militärhaft, von 1994 bis 1998. Wir wussten nicht, was werden würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn einfach nie wieder sehen würde.
Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?
Ich war elf oder zwölf Jahre alt. Er flog um die Welt und war ständig überall. Er kam, so oft er konnte. Er erschien. Mitten in einer Mathestunde an unserer Schule etwa. Hallo! Ich rief: Daddy. Er sagte: Ich nehme meine Tochter mal kurz mit. Er hatte dann etwas Spitzbübisches, aber auch Schmeichelhaftes. Alle haben ihm verziehen. Er war für mich immer eine Mischung aus Father Christmas und Superman.
Und beim letzten Mal?
Er war damals nach London gekommen, um Politiker um Unterstützung zu bitten. Er glaubte, dass die richtigen Strukturen, die richtige Regierung in Nigeria unglaubliche Schätze freilegen würden. Ich meine nicht das Öl, sondern die Menschen in den Ländern. Das waren damals ziemlich große Ideen für eine Jugendliche wie mich. Über meinen Vater begriff ich, was es heißt, gegen eine Militärdiktatur zu kämpfen, für Meinungsfreiheit, welche Gefahren das für Einzelne bedeutete. In Nigeria herrscht Demokratie, in ein paar Wochen wird gewählt. Leider hat er das nicht mehr erlebt.
Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an Ihren Vater denken?
Er sagte mir mal, wir hätten die gleichen Hände. Weshalb auch unsere Leben ähnlich verlaufen würden. Quatsch, habe ich da immer geantwortet. Wir hatten jedenfalls beide keine einfache Kindheit.
Er sammelte Holz. Sie gingen in London zur Schule. Das klingt erst mal nicht ganz so hart.
Nachdem mein Vater die Präsidentschaftswahl in Nigeria gewonnen hatte, änderte sich unser komplettes Leben. Bis dahin hatte ich eine wundervolle Kindheit. Mein Vater ließ die Menschen von Demokratie träumen. Nachdem die Militärdiktatoren die Wahlen annulliert hatten, fürchteten wir um sein Leben, es gab Unruhen, ein Verwandter wurde getötet. Mein Vater wurde in Militärhaft gehalten und von allen Kontakten isoliert. Es war eine emotionale Katastrophe. Viele der Unternehmen meines Vaters wurden geschlossen. Die finanziellen Vorkehrungen, die er für seine Familie und seine Kinder getroffen hatte, wurden von den Beauftragten nicht umgesetzt. Die Welt, die so ein optimistischer Ort gewesen war, wurde zu einer, in der man in jeder Minute alles verlieren kann.
Was hat das für Ihre Familie konkret bedeutet?
Meine Mutter versuchte, uns abzuschirmen und zu schützen, zumindest vor den Nachrichten, die uns betrafen. Ich musste aber sehr schnell erwachsen werden. Ich wollte meine Freunde nicht belasten, deshalb habe ich nicht über meine Probleme geredet. Ich wollte nicht, dass das meine eigene Geschichte dominierte. Manchmal saß ich vor irgendwelchen Webseiten nigerianischer Zeitungen und versuchte herauszufinden, wie es meinem Vater ging. Später gab es dann immer wieder Termine für seine Freilassung. Das war das Grausamste. Wir haben auf etwas gewartet, das am Ende nie eintrat.
Es gibt Spekulationen, dass er vergiftet wurde, am Tag, als er entlassen werden sollte.
Er war so unglaublich. Mir schreiben immer noch Menschen, die ihn kannten, die erzählen, wie sie ihn mal im Flugzeug trafen, solche Sachen. Er sagte mir immer: Sei aufgeweckt und mutig. Das hilft in schwierigen Momenten.
Sie haben damals Ihr altes Leben verloren?
Ich rede eigentlich nicht gerne über den Verlust. Materielle Dinge kann man ersetzen. Ich bin so dankbar für die Menschen, die ich in meinem Leben habe. Meine Mutter musste uns ganz alleine durchbringen. Wir zogen viel um. Ich wuchs mit meinen fünf Geschwistern im Norden Londons auf. Von Anfang an wusste ich, dass ich für mich selbst sorgen musste. Der Älteste von uns war damals fünfzehn, der Jüngste sechs. Meine Mutter hatte zwei, drei Jobs auf einmal. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen, wie sie das geschafft hat. Wir haben immer viel gelacht. Das ist eine meiner liebsten Erinnerungen. Wie viel wir trotz allem gelacht haben.
Sie haben sich hochgekämpft.
Mit harter Arbeit kann man fast alles überwinden. Später besuchten wir die besten Universitäten Großbritanniens. Wir bekamen fast alle Stipendien. Als ich elf oder zwölf war, habe ich morgens vor der Schule Zeitungen ausgetragen. Und abends auch. Bei Sonne oder Regen. Damit bezahlte ich die Fahrtkosten zur Schule. Ich musste meine Mutter nicht um Geld bitten und konnte meiner kleinen Schwester gelegentlich sogar Süßigkeiten kaufen. Die meisten meiner Freunde gingen einfach nur zur Schule, ich war finanziell unabhängig. Später habe ich Teilzeit bei Gap gearbeitet. Gelegentlich konnte ich mir einen schicken Mantel kaufen.
In Oxford hat der Modedesigner Tom Ford Sie einmal gewürdigt.
Das war einer der wundervollsten Momente. Meine Mutter liebt Kleider und Mode. Das hab ich von ihr. Tom Ford kam zur Oxford Union. Ich hatte mir ein nettes, kleines Outfit zusammengestellt, keine großen Labels. Er machte mir, schon als er reinkam, Komplimente. Während seiner Rede in dem prall gefüllten Raum, fragte jemand nach Stil. Seht euch diese Frau an, sagte er da. Und alle drehten sich zu mir um. Seitdem bin ich Fan. Seine treueste Kundin.
Wen hatten Sie in der schwierigsten Zeit zum Reden?
Den meisten meiner Freunde in der Schule und auch an der Universität habe ich überhaupt nichts von meinen Schwierigkeiten erzählt.
Ist das nicht hart? Einsam?
Nein.
Nein?
Ich weiß nicht … Also. Nein. Es fällt mir schwer, darüber zu reden. Es fällt mir ja auch gerade schwer, mit Ihnen darüber zu reden. Manchmal kommt mir mein Leben wie ein Roman von Charles Dickens vor.
Hatten Sie kein Bedürfnis, das alles mit jemandem zu teilen?
Vielleicht ist das auch die Mischung aus nigerianisch-britischer Kultur, die mich ausmacht. Großbritannien ist ja sehr stiff upper lip. Und in Nigeria sieht man auch lieber zu, wie man weitermacht. Man redet nicht ständig über seine Probleme, man bleibt einfach positiv. Das alles hat mein Leben geprägt. Aber es soll mich nicht definieren. Ich war doch der Klassenclown. Ich machte Sport, habe Theater gespielt. Dass ich vor der Schule als Zeitungsausträgerin aufpassen musste, nicht von Hunden gebissen zu werden, das wussten sie ja nicht. Wenn sie doch einmal davon erfuhren, waren sie geschockt. Wie konnte ich trotzdem so gut drauf sein?
Heute reden Sie öfter darüber?
Was ich früher, als ich jünger war, nicht verstanden habe, ist, dass es auch anderen helfen kann, wenn man über seine schwierigen Momente spricht. Anderen, denen es ähnlich geht.
Waren Sie selbst häufig in Nigeria in letzter Zeit?
Meine Mutter ist zurückgegangen, nach Lagos. Und meine Geschwister fliegen häufiger hin. Ich selbst gar nicht.
Warum nicht?
Ich denke … Ich weiß nicht … Lange Zeit hat es sich nicht sicher angefühlt. Und dann … Ich glaube, es war … Es war Wut. Es war eine wirklich tiefe Wut.
Wut?
Ich hatte schwer zu kämpfen. Ich weiß immer noch nicht, was wirklich passiert ist oder warum damals so viel schiefging.
Wie meinen Sie das?
Ich habe schon vor, wieder hinzufliegen. Aber … Ich bin mir nicht sicher, wie es mir gerade damit geht. Ich habe es einfach vermieden, wenn ich ehrlich bin.
Wenn man sich das Problem des Silicon Valley ansieht: zu viele weiße Männer. Könnte Ihr Start-up Intern Avenue das nicht sogar verschärfen? Schließlich hat man auf Ihrer Seite Profile mit Bildern – anders als in den klassischen amerikanischen Bewerbungen, in denen Fotos nicht erlaubt sind, um Diskriminierung zu verhindern.
Fast alle Onlineprofile haben Bilder heutzutage. Technologie kann Barrieren beseitigen. Da, wo es an Vielfalt mangelt, fehlen häufig die Verbindungen. Systeme wie unseres, die vielversprechende Bewerber erkennen, erleichtern es Personalern, ihr Netzwerk zu erweitern.
Trotzdem: Es gibt Versuche, die zeigen, dass es manchmal schon reicht, den migrantischen Nachnamen zu ändern, um doch zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.
Mein kompletter Name ist Modupeola Abiola, nicht Jane Smith. Wenn mich jemand anhand meines Namens, meines Geschlechts oder meiner Hautfarbe beurteilt, statt meiner akademischen Preise, meines Juraabschlusses in Oxford oder meiner Referenzen, dann ist er derjenige, der etwas verpasst.
Sie nennen sich Dupsy.
Das ist einfach nur die Kurzform. Seit ich sechs bin, nennen mich alle so. Modupeola kann auch keiner aussprechen, obwohl man es so spricht, wie man es schreibt.
Sie sind wegen Ihres Namens nie benachteiligt worden?
Nicht das ich wüsste. Ich finde meinen Namen einprägsam. Sobald man sich kennenlernt, spielt das ohnehin kaum eine Rolle. Und für die meisten Bewerbungsgespräche muss man sich doch ohnehin persönlich vorstellen. Wir betrachten jedes Profil auf unserer Seite als das eines Individuums. Es geht um Persönlichkeiten, nicht um Lebensläufe. Man kann von sich erzählen, was einen interessiert, antreibt. Das soll eine Grundlage sein, für objektive Entscheidungen.
Start-up-Gründer reden die ganze Zeit davon, wie sie die Welt verändern wollen. Am Ende helfen sie aber doch nur dabei, wie man schneller ein Taxi findet.
Das verändert doch die Welt. Oder nicht? Deshalb nutzen es so viele und rennen nicht mehr winkend am Straßenrand herum. Jeder kann die Welt auf seine eigene Art und Weise verändern.
Die Probleme dieser Welt heißen Klimawandel, Finanzkrise, Jugendarbeitslosigkeit. Die Antwort des Silicon Valley darauf: Ice Bucket Challenge. Man kippt sich Eiswasser über den Kopf, um Geld zu sammeln.
Man kann auf unterschiedliche Arten versuchen, diese Probleme anzugehen. Manche sagen, die Last für den Einzelnen muss möglichst hoch sein. Andere halten es schon für positiv, wenn man überhaupt anfängt, über die Dinge nachzudenken.
Das wäre Ihr Ansatz?
Ja, vielleicht … Jeder sollte einfach so positiv wie möglich sein.
Man sollte also nicht zu viel von diesen Start-up-Gründerinnen verlangen?
Start-ups schaffen Möglichkeiten und Nutzen für Menschen. Wir sollten alle nach den höchsten Standards streben und andere dazu ermutigen, beizutragen, was sie können. Wir sollten diejenigen unterstützen, die versuchen, Dinge zum Besseren zu verändern.
Sie schlafen nachts nur drei oder vier Stunden.
Ja. Selbst als Baby lag ich viel wach, sagt meine Mutter. Mein Vater hat übrigens genauso wenig geschlafen.
Wie kommt das?
Es gibt da unterschiedliche wissenschaftliche Erklärungen. Manche brauchen angeblich nicht so viel Schlaf, weil sie schneller in die Tiefschlafphase kommen.
Sie schlafen effizienter.
Das wäre ein Blickwinkel. Die anderen würden sagen: Wer weniger als sechs Stunden in der Nacht schläft, leidet an Insomnia. Der braucht Hilfe.
Brauchen Sie Hilfe?
Ich zwinge mich nicht, wach zu bleiben. Wenn ich müde bin, schlafe ich. Ich bin einfach kaum müde. Wenn es etwas Interessantes zu tun gibt, tue ich das. Und es ist eigentlich immer was zu tun. Manchmal schaue ich nachts Online-Kurse über die Entwicklung von Algorithmen oder ich lese.
Wann war Ihr letzter Urlaub?
Mein Bruder hat mich im September gezwungen, ein paar Tage nach New York zu fliegen. Sonst arbeite ich oft. Abende, Wochenenden. Ganze Tage. So lange, wie es nötig ist, um erfolgreich zu sein. Wenn es sein muss, auch 20 Stunden am Tag. Man muss aufpassen, dass man nicht ausbrennt.
Hm.
Dann kommen die Schlauberger an und sagen: Du musst unbedingt mal an deinem Zeitmanagement arbeiten.
■ Johannes Gernert, 34, ist Redakteur der taz.am wochenende. Er traf Dupsy Abiola zu einem ersten Gespräch auf einer Internetkonferenz in Berlin. Anschließend telefonierten sie lange