: „Unerhörte Einflussnahme“
DIE DREI FRAGEZEICHEN
WAS? Israels Premier Netanjahu zog sein Veto gegen die Jury für den Israel-Preis zurück, nachdem mehrere Kandidaten für die höchste Auszeichnung des Staates aus dem Wettbewerb ausgestiegen sind. Netanjahu hatte die Kommission der Preisrichter als zu linkslastig empfunden, gab jedoch auf Rat des Generalstaatsanwalts nach.
1Frau Dajan, werden Sie Ihre Entscheidung, die Nominierung für den Israel-Preis zurückzuziehen, nun überdenken?
Ruth Dajan: Allein die Tatsache, dass der Regierungschef es sich erlaubt, hier Einfluss zu nehmen, ist unerhört. Daran kann der Generalstaatsanwalt nun auch nichts mehr ändern. Nur weil die Jurymitglieder angeblich zu links waren? Als Nächstes wird er in seiner eigenen Partei aufräumen und jeden rauswerfen, der ihm zu links ist. Ich bin froh, dass ich die Nominierung zurückgenommen habe.
2Was bedeutet für Sie der Israel-Preis?
Der Israel-Preis ist keine Angelegenheit von politisch links oder rechts. Der Preis ist eine Auszeichnung für einen besonderen Beitrag, den man für diesen Staat geleistet hat. Er sollte ohne jeden Bezug zu einer Partei vergeben werden. Es kann jemand vom Likud sein oder von der Arbeitspartei. Ausschlaggebend ist die Arbeit, die man geleistet hat.
3Bedauern Sie, jetzt nicht mehr dabei zu sein?
Ich habe schon so viele Preise in meinem Leben bekommen, darunter die Auszeichnung des Präsidenten. Der ist vergleichbar mit dem Nationalorden der französischen Ehrenlegion. Der Israel-Preis hat mich, um ehrlich zu sein, noch nie so angesprochen.
INTERVIEW: SUSANNE KNAUL
Ruth Dajan, geb. 1917, Witwe des früheren Generalstabschefs und Außenministers Mosche Dajan, war für ihr Lebenswerk nominiert worden.