Eine prozyklische Angelegenheit

In drei Wochen findet in der Handelskammer Hamburg die größte Finanzmesse Norddeutschlands statt. Jahr für Jahr wird sie von Studenten organisiert, die dafür werben, mit Aktien das eigene Geld zu vermehren

Die BesucherInnen des Hamburger Börsentages sind allesamt Dax-Gläubige. Das lehrt ein Blick auf die Statistik der Börsentage seit 1996: Die Besucherkurve zeichnet ziemlich genau die Entwicklung des Deutschen Aktien-Index’ (Dax) nach. Bis zum Crash ums Jahr 2000 gilt das auch für die Zahl der Aussteller. Danach haben diese sich schneller gefangen als das allgemeine Publikum oder der Dax selbst.

Mehr als 7.000 Besucher und über 100 Aussteller erwartet Jan Karpinski vom Hanseatischen Börsenkreis der Universität zu Hamburg in diesem Jahr. Bei den Ausstellern und auch den angebotenen Vorträgen bricht die Messe damit ihren eigenen Rekord. Auch wenn Karpinskis Besucherprognose stimmen sollte, wäre das ein Riesen-Erfolg: Im vergangenen Jahr kamen lediglich 5.500 Aktieninteressierte zu der Messe.

„Das ist relativ prozyklisch, die ganze Sache“, sagt Karpinski vom Börsenkreis, der die Messe zusammen mit der Böag Börsen AG organisiert. Der Dax oszilliert um den Rekordwert von 8.000 Punkten, was einerseits großes Interesse weckt und andererseits viele Investoren zögern lässt. Dass sie hoch eingestiegen sind, hat beim jüngsten Crash viele Anleger viel Geld gekostet. Karpinski gibt zu bedenken, dass die Anleger zurzeit weltweit über sehr viel Geld verfügten, das lukrativ investiert werden wolle. „Das kann für Aktien sprechen“, sagt der Student vorsichtig, zumal der Boom bei der Immobilienfinanzierung vorbei sei.

Die Messe präsentieren er und seine vier MitstreiterInnen diesmal mit zwei Schwerpunkten: Tipps für Frauen als Anlegerinnen sowie nachhaltige Geldanlagen. „Wir wollen im Rahmen der Klimadebatte Verantwortung übernehmen“, sagt Karpinski. Das Thema nachhaltige Geldanlagen beherrsche daher 13 Prozent des Vortragsprogramms. Dazu gehörten auch ethisch korrekte Investitionsmöglichkeiten wie beim Oekocredit Förderkreis Norddeutschland, der ab 17 Uhr vorgestellt wird.

Karpinski räumt ein, dass die teilnehmenden Firmen natürlich die Chance nutzten sich und ihre Produkte zu präsentieren. Davon könnten die Besucher aber profitieren, indem sie sich etwa bestimmte Zertifikate erklären ließen. Die Messe sei eine Gelegenheit, die Produkte verschiedener Anbieter direkt miteinander zu vergleichen. Im Anschluss an die Vorträge gebe es meist Gelegenheit, Fragen zu stellen. Allgemeinere Themen wie „Nachhaltiges Investment – Wie blicke ich als Anleger durch?“ oder „Top Tipps für Frauen“, werden in Podiumsrunden diskutiert. „Das ist eine Messe“, sagt Karpinski. „Aber wir achten darauf, dass die Info-Idee nicht zu kurz kommt.“ GERNOT KNÖDLER

Samstag, 10. November, 10–18 Uhr, Handelskammer Hamburg, Adolphsplatz 1, U-Bahn Rathausmarkt