sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Es ist schon seltsam, wie sich Eindrücke und Zuschreibungen ins Gehirn einbrennen und lebenslängliche Begleiter bleiben, obwohl klar ist, dass sie falsch sind. Bei dem Wort „Zeitmaschine“ beispielsweise muss ich nicht etwa an „Zurück in die Zukunft“ denken, sondern an das epische Video, das Kate Bush zu ihrem Song „Cloudbusting“ gemacht hat. Dort geht es nicht um Zeitreisen, sondern ums verbotene Regenmachen. Aber wenigstens die Zeit, in der das Video spielt, stimmt ungefähr mit der Epoche überein, in die am Sonntag um 14 Uhr Kinder von 6 bis 12 Jahren reisen können: die späte Moderne. Genauer: in ihre surrealen Welten. Die werden dauerhaft in der Sammlung Scherf-Gerstenberg in Charlottenburg zur Schau gestellt und beim zweistündigen Workshop „Moderne Zeitmaschine: eine Zeitreise mit Scheren und Pinseln“ genauer erforscht. Inspiriert von Kunstwerken der Moderne, stellen die Kinder Selbstporträts her, schöpfen Scherenschnitte oder probieren verschiedene Drucktechniken aus. Wäre interessant, zu wissen, was für Bilder sich dabei angesichts von zerfließenden Uhren und aufgeklappten Köpfen der jungen Zeitreisegesellschaft ins Gedächtnis fräsen (Sammlung Scherf-Gerstenberg, Anmeldung: 266 42 42 42, Kosten: 9 €).

Auch kreativ, aber mit reinigender Wirkung, erleben Familien mit Kindern ab acht Jahren den Sonntag im Freilandlabor Britz. Dort werden in der Zeit von 11 Uhr bis 14 Uhr „Seifen selbst gemacht“. Die glitschige Masse wird in individuelle Formen gegossen, mit herrlichen Düften veredelt und mit Blütenblättern verziert. Wie hoch es dann abends im Bad hergeht, ist jeder Familie selbst überlassen. Am besten stellt man gleich mehrere dieser Waschstücke her, ist schließlich ein duftes Geschenk (Freilandlabor Britz, Verwaltungsgebäude, Kosten 5 €, ermäßigt 3 €).

Wie richtig der abgenuckelte Goethe-Baedecker-Besserwisser-Spruch „Man sieht nur, was man weiß“ ist, offenbart sich immer, wenn man ein ägyptisches Grab besucht. Checker, die das alle Nas lang tun, wissen bereits, dass die Bilder an den Wänden, sagen wir, in den steinernen Opferkammern der hohen ägyptischen Beamten Metjen, Mer-ib und Manofer förmlich zu lesen sind wie Bücher. Nur gewusst, wie. Dann erfährt man beispielsweise, dass es für eine anständige Beerdigung „1000 Brote und 1000 Krüge Bier“ braucht. Am Sonntag lernen Kinder ab neun Jahren um 14 Uhr im Neuen Museum, „wie man ein ägyptisches Grab erforscht“: genau hinschauen, vergleichen, vermessen, Abenteuergeschichte entschlüsseln. Oder, sagen wir, vermuten. Denn seien wir ehrlich: Nichts Genaues weiß man nicht (Neues Museum, Anmeldung: 266 42 22 90, 9 €).