Aktive Erarbeitung von Werten

betr.: „Kopfnoten stinken!“, taz vom 24. 10. 07

Das Betragen von Abiturienten mit Noten in Form von Zahlen zu zensieren, ist unsinnig und wird sich auch kaum erzwingen lassen. Aber die Einwände von Jana Holz sind reichlich dürftig!

Lernen beruht – spätestens ab der Oberstufe – ohnehin auf Freiwilligkeit, das könnte Jana Holz im 13. Jahrgang wissen. Und die Gefahr, dass die Vergabe von Kopfnoten zu Angst, Drückebergerei und Dressur führen könnte, mag bei undifferenzierten Pauschalnoten bestehen, ist aber wenig wahrscheinlich. „Konkurrenzdenken, Schleimen und Bravsein“ haben sich längst eingeschlichen, dafür genügte der Numerus clausus. Nur der Gesichtspunkt, dass man mit der Kopfnote ein Zeugnis belastet, das der Abiturient immer wieder vorzeigen muss, ist bedenkenswert. Diese Belastung gilt aber auch für Fachnoten, die man durch „jugendliche Mätzchen“, Desinteresse, Schwierigkeiten mit Lehrern oder Fachgebieten verdorben hat.

Mein Vorschlag: Frau Ministerin Sommer oder die Jahrgangsstufenbetreuer stellen einen Wertekatalog zusammen, der alles benennt, was zum guten Arbeits- und Sozialverhalten gehört. (Selbstverständlich gehört auch gutes Benehmen dazu, und was man von zu Hause nicht mitbringt, muss in der Schule eingeübt werden!). Dieser Katalog wird mit den Schüler/innen zu Anfang der Oberstufe besprochen, denn auch die Kriterien, an denen die Werte gemessen werden können, müssen den Schülern bekannt sein. Und ihre Aufgabe besteht darin, sich im Erwerb dieser Werte zu üben, damit sie die „übergreifenden sozialen und persönlichen Kompetenzen“ tatsächlich erwerben. Wenn ihnen dann auf jedem Zeugnis einige der Fähigkeiten bescheinigt werden, können sie ihre Erfolge messen und an dem arbeiten, was ihnen noch fehlt.

Vor dem Abitur reichen alle Schülerinnen und Schüler die Formulierung ein, mit der sie ihr eigenes Verhalten am zutreffendsten beschrieben finden, und die Jahrgangsstufenkonferenz entscheidet, ob sie dem zustimmen kann. Das führt zu Eigenständigkeit, kritischem Denken und aktiver Erarbeitung von Werten, die „die Schüler auf ihrem weiteren Bildungsweg“ tatsächlich brauchen.

WIEBKE PRELLE, Bergisch Gladbach

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