: „Vielleicht sogar visionär“
DESIGN Wer bist Du? Wie willst Du leben? Wo willst Du hin? Solche Fragen stellen sich HFK-Studierende in ihrer Ausstellung „Was geht. Best of HFK Design 2011“ im Wagenfeld Haus
■ studiert im siebten Semester Integriertes Design an der Hochschule für Künste (HFK) Bremen und ist Mit-Organisatorin der Ausstellung.
Interview Benjamin Eichler
taz: Frau Trottnow, Ihre Ausstellung soll nicht nur gut aussehen, sondern Antworten auf Fragen des alltäglichen Lebens geben. Also: Was geht?
Marthe Elise Trottnow: Wir wollen zeigen, dass wir Dinge nicht nur schön machen können, sondern dass man sie auch gebrauchen kann, sie vielleicht sogar visionär sind. Neben der Vermarktbarkeit für die Wirtschaft wollen wir gleichzeitig zeigen, welche große Bandbreite wir anbieten. Von der Diplom- bis zur Gemeinschafts-Arbeit haben wir viele experimentelle, aber auch viele marktreife Konzepte in der Ausstellung.
Wie lang hat die Vorbereitung gedauert?
Wir haben ungefähr vor einem Jahr als studentische Arbeitsgemeinschaft angefangen. Zunächst haben wir hochschulintern kommuniziert, dass man sich bewerben und andere vorschlagen kann. Aus 180 eingereichten Arbeiten hat die Jury, bestehend aus Professoren, Leuten aus der Wirtschaftsförderung und Studenten, sich für 70 Projekte entschieden. Dann ging die richtige Arbeit aber erst los, da wir ein Konzept für die Ausstellung brauchten.
Für was haben Sie sich entschieden?
Niemand wollte die Räume nach einzelnen Bereichen ordnen, denn so ist unser Studium auch nicht angelegt. Wir strecken unsere Fühler überall hin aus und arbeiten nicht streng in Disziplinen, sondern lassen unsere Arbeiten sich gegenseitig befruchten. Das wollten wir auch mit der Ausstellung zeigen. Deshalb haben wir uns für Fragen des alltäglichen Lebens entschieden.
Zum Beispiel für die Frage, „wer wir sind“.
In jedem Raum wird jetzt eine solche Frage gestellt. Dabei geht es um Begriffe wie Mobilität, Gesundheit und Identität.
Herr Jünemann, Ihr Konzept für eine urbane Seilbahn sorgte bereits im Vorfeld der Ausstellung für Aufmerksamkeit. Was ist das Besondere an Ihrer Idee?
Martin Jünemann: Während einer China-Reise habe ich gesehen, wie verstopft und versmogt die Städte dort sind. Shanghai und viele andere Städte wachsen schnell und sind auf schlammigen Untergrund gebaut, sodass U-Bahnsysteme unglaublich teuer in der Realisierung sind. Mein Konzept sorgt dagegen für eine kostengünstige Entlastung des Verkehrs.
Was sind die weiteren Vorteile einer solchen Seilbahn?
Als zusätzliche Infrastruktur hat eine Seilbahn viele Vorteile: Sie kann über das lokale Stromnetz betrieben werden, hat keine Emissionen, braucht wenig Platz und verringert den Autoverkehr in den Städten.
Welches Material eignet sich am besten für die Realisierung?
■ studiert im fünften Semester Integriertes Design an der HFK und präsentiert im Wagenfeld-Haus das Konzept einer urbanen Seilbahn.
Carbon bietet sich an: Das ist recyclebar, leicht, hat somit einen geringen Energiebedarf und bietet dennoch hohe Stabilität.
Was erhoffen Sie sich insgesamt von der Ausstellung?
Wir sprechen damit gezielt Leute aus der Industrie an und möchten eine höhere Aufmerksamkeit für unsere Tätigkeit an der HFK erreichen.
Wie sind denn die beruflichen Aussichten für Absolventen eines Design-Studiengangs?
Marthe Elise Trottnow: Die sind genauso wie überall anders auch. Natürlich gehören neben der Qualität der Arbeit auch die Art wie man sich vermarktet und jede Menge andere Dinge dazu. Es ist also nicht einfacher oder schwieriger als anderswo. Man ist also nicht benachteiligt, nur weil man Design studiert und andere denken, dass Künstler kein Geld verdienen würden.
■ Ausstellung im Wilhelm Wagenfeld Haus: „Was geht. Best of HFK Design 2011“, bis zum 15. Januar 2012