: Europas Richter gegen den Terror
Eine Übersicht über die wichtigsten aktuellen Al-Qaida-Terrorprozesse
BERLIN taz ■ DEUTSCHLAND: Dieses Jahr wurde eine Randfigur der Attentäter vom 11. September 2001, der Marokkaner Mounir al-Motassadeq, zu 15 Jahre Haft verurteilt. Es läuft ein Prozess gegen drei irakische Islamisten, die im Jahr 2004 in Berlin ein Attentat auf Iraks Ministerpräsidenten vorbereitet haben sollen. Ab 18. Dezember soll in Düsseldorf gegen einen der libanesischen „Kofferbomber“ vom Juli 2006 verhandelt werden. Noch kein Prozesstermin steht fest für drei Islamisten um den Konvertiten Fritz G., die im September wegen der Vorbereitung von Autobomben festgenommen wurden.
GROSSBRITANNIEN: Über 100 Menschen warten unter Terroranklagen auf ihre Prozesse. Im April erhielten fünf Muslime lebenslange Haft für die Planung von Anschlägen. Im Juni erhielten sieben Briten wegen Anschlagsplänen insgesamt 136 Jahre Haft. Im Juli wurden drei Menschen wegen Anstiftung zum Terror per Internet zu 24 Jahren verurteilt. Vier Personen wurden im Juli wegen der Anschlagsversuche auf die U-Bahn vom 21. Juli 2005 schuldig gesprochen, ihr Anführer „Osama bin London“ steht noch mit anderen wegen Terror-Trainingslagern vor Gericht. 2008 kommen die Täter der Anschlagsversuche von London und Glasgow vom Juni vor Gericht.
FRANKREICH: Im Juni 2006 wurden 25 Islamisten, meist algerischer Abstammung, der Planung von Anschlägen in Paris und der Rekrutierung von Kämpfern für Tschetschenien für schuldig befunden. Im Juli 2007 wurden acht Angeklagte der Zusammenarbeit mit Islamisten für schuldig befunden, die 2003 in Casablanca 45 Menschen getötet hatten. Vergangenen Freitag erhielt der französische Islamist Rachid Ramda, der an Anschlägen auf den Pariser Nahverkehr 1995 beteiligt war und danach aus Großbritannien algerische Islamisten finanziert hatte, lebenslange Haft.
SPANIEN: Unabhängig vom jetzt beendeten Prozess um die Anschläge von Madrid stehen seit Mitte Oktober 30 Nordafrikaner wegen der mutmaßlichen Planung weiterer Anschläge in Spanien vor Gericht. Letzte Woche wurden sechs angebliche Rekrutierer von Irak-Untergrundkämpfern festgenommen.
MAROKKO: Am 8. November beginnt der Prozess gegen 51 mutmaßliche Komplizen von Selbstmordattentätern, die sich im März und April in Casablanca in die Luft gesprengt hatten.
ALGERIEN: Über 80 Islamisten sind dieses Jahr in Abwesenheit wegen Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen und Beteiligung an Anschlägen zum Tode verurteilt worden. Zehn solche Todesurteile fielen am Montag dieser Woche.
TÜRKEI: Im Februar wurden sieben Terroristen wegen der Anschläge auf zwei Synagogen, eine Bank und das britische Konsulat in Istanbul 2003 zu lebenslanger Haft verurteilt. DJ, CHR