: Studierende gegen CHE
Die Alice-Salomon-Fachhochschule in Hellersdorf erprobt ein neues Protestinstrument: den Ranking-Boykott
Da wurden die KommilitonInnen an der Alice-Salomon Fachhochschule für Sozialwesen (ASFH) hellhörig: MitarbeiterInnen der Hochschulverwaltung versuchten in Veranstaltungen offenbar, Studierende zur Teilnahme am Hochschulranking des „Centrum für Hochschulentwicklung“ (CHE) zu motivieren. Das Ranking soll die Qualität von Hochschulen ermitteln und zu einer besseren Vergleichbarkeit der Unis für Studieninteressierte und Studierende beitragen. Doch den ASFH-Studierenden passt die ganze Richtung nicht: Nicht zuletzt, weil das CHE eine Gründung der Bertelsmann-Stiftung ist, fürchten sie, dass das Ranking eine wichtige Rolle bei der neoliberalen Ausrichtung der Hochschulen und der Einführung von Studiengebühren spielen soll. „Mit dieser politischen Ausrichtung sind wir ganz und gar nicht einverstanden und haben den Boykott beschlossen“, sagt daher die Asta-Vorsitzende der ASFH, Andrea Remmers.
Die Hochschulleitung reagierte zunächst mit einem Diskussionsangebot: Doch obwohl ASFH-Rektorin Christine Labonté-Roset auf einer studentischen Vollversammlung am 18. Oktober das Ranking wortreich verteidigte, bekräftigte die überwiegende Mehrheit der anwesenden Studierenden den Boykott. Dieser Beschluss ist allerdings nicht verbindlich. Der Vorschlag, die Frage des Rankings allen Studierenden in einer Urabstimmung zur Entscheidung vorzulegen, wurde von der Hochschulverwaltung zurückgewiesen. Die Fragebögen zum Ranking sind mittlerweile verschickt worden, doch der Asta ruft dazu auf, diese Unterlagen bei der Studierendenvertretung abzugeben. Der bisherige Rücklauf sei positiv, so ein Asta-Mitglied.
Mittlerweile trafen beim ASFH-Asta Solidaritätsadressen der Berliner Landesastenkonferenz und von Hochschul-Asten aus dem ganzen Bundesgebiet ein. Laut Asta-Vorsitzender Remmers ist den Studierenden der ASFH mit dem Ranking-Boykott eine bundesweite Premiere in der Protestagenda gelungen.
Der Hochschulreferent vom Asta der Freien Universität, Björn Kietzmann, der sich ebenfalls mit der ASFH-Initiative solidarisiert, sieht einen engen Zusammenhang zwischen dem Ranking-Boykott und dem Widerstand gegen die frisch gekürte Eliteuniversität an der FU. „Wir wollen frei von Wettbewerb und Konkurrenz studieren, egal an welcher Universität oder Fachhochschule“, betont Kietzmann. PETER NOWAK