„Neue lokale Netzwerke“

PODIUMSDISKUSSION Der Verkehrsplaner Hermann Knoflacher spricht über die Zukunft der Mobilität

■ 71, emeritierter Professor für Verkehrsplanung an der TU Wien. Seit Jahren setzt er sich für die Rechte der „Fußgeher“ ein.

taz: Herr Knoflacher, mein Maserati fährt 210…

Hermann Knoflacher: Ich kann verstehen, dass Leute rasen wollen. Sie verhalten sich so, wie es die Strukturen zulassen. Ohne die schweren Fehler im Städtebau und Verkehrswesen fiele es leichter, ohne Auto ein angenehmes Leben zu führen.

Sie sind ein Auto-Hasser.

Überhaupt nicht. Ich bin auch kein Schuh-Hasser. Vielmehr fühlen sich sehr viele Menschen emotional ans Auto gebunden. Ich nicht. Ich sehe das rationaler.

Inwiefern?

Es wird in Zukunft nicht mehr so viel billige Energie zur Verfügung stehen, die Öl-Fördermengen können nicht mehr erhöht werden. Das Problem fängt schon heute an.

Sie werden mit Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) auf einem Podium sitzen. Was raten Sie ihm?

Der Schlüssel ist eine Veränderung der Parkraumsituation. Wenn Sie die Parkplätze reduzieren, gehen die Leute öfter zu Fuß. Bremen braucht Tempolimits und der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) muss ausgebaut werden.

Sind Elektroautos keine Lösung?

Sicher nicht. Es sind auch Autos, sie brauchen sehr viel Platz, verursachen die gleichen Staus. Außerdem sind sie bislang nur eine Ergänzung zum ÖPNV, für kurze Entfernungen. Da kann man auch mit dem Rad fahren.

Auf dem Land wird das schwierig.

Logisch. Ländliche Regionen wurden benachteiligt, der ÖPNV abgebaut. Für das Land muss man umfassende Konzepte entwickeln, sich neu orientieren. Die sogenannte Globalisierung bedeutet eine Abhängigkeit von entfernten Strukturen. Das wird sich ändern. Es werden sich neue lokale Netzwerke bilden.

INTERVIEW:
JEAN-PHILIPP BAECK

19 Uhr, Plantage 13, Eingang 26