Kampfjet-Pilot Möllring unter Beschuss

Nach einem Flug im Jagdbomber der Bundeswehr steht Niedersachsens CDU-Finanzminister in der Kritik

Am Montag hatte der einstige Fallschirmjäger Hartmut Möllring seinen Ausflug im Jagdbomber noch als „Erfüllung eines Jugendtraums“ verkaufen wollen. Am Mittwoch ließ Niedersachsens CDU-Finanzminister diese Formulierung als „etwas unglücklich“ bedauern. Da hatte sich die Opposition schon auf den Jet-Piloten eingeschossen. Er hatte eine Stunde lang mit einer Phantom des Bundeswehr-Jagdgeschwaders 71 in Richthofen im ostfriesischen Wittmund den deutschen Luftraum verteidigt.

„Skandalös“ nannte SPD-Landesparteichef Garrelt Duin den Minister-Trip „auf Kosten des Steuerzahlers“. SPD und Grüne forderten, Möllring solle die ministerielle Flugübung aus der eigenen Kasse begleichen. Vorwurf: Möllring, der sich gerne wegen seiner Haushaltspolitik als „Sparminator“ feiern lässt, habe gegen das Ministergesetz verstoßen. Danach dürfen Ressortchefs keine Geschenke im Wert von mehr als zehn Euro annehmen. 8.700 Euro kostete die Phantom-Flugstunde laut Bundeswehr, offenbar weitere 8.000 der Medizin-Check des 55-Jährigen: Belastungstests in einer Zentrifuge und einer Druckluftkammer im sächsischen Königsbruck sowie ärztliche Untersuchungen im bayrischen Fürstenfeldbruck – beides Dienststellen des Flugmedizinischen Instituts der Luftwaffe.

„Was zunächst wie ein spätpubertärer Ego-Trip eines Mannes wirkt, der sonst nur in seinem Dienstwagen den Geschwindigkeitskick sucht“, schimpfte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel, entpuppe sich bei näherem Hinsehen „als kostspieliges und fragwürdiges Geschenk“. In dem Luftwaffen-Training, bei dem Möllring als Kopilot das Radar überwachte und Abfangmanöver flog, sieht Wenzel „weder einen dienstlichen Zweck“ noch „Erfahrungsgewinn“ für den Finanzminister-Posten.

„Es war eine dienstliche Veranstaltung“, entgegnete Möllrings Sprecherin Birgit Diers. Als Chef des staatlichen Baumanagements sei ihr Minister nicht nur für Liegenschaften der Bundeswehr in Niedersachsen zuständig. Der Trip in den Luftraum sei auch „ein klares Bekenntnis der Landesregierung“ für die Bundeswehrstandorte im Land gewesen.

Bei dem Übungsflug seien keine zusätzlichen Kosten entstanden, sagte ein Bundeswehr-Sprecher. „Es war kein Extra-Flug“. Multiplikatoren wie der Rennfahrer Michael Schumacher seien auch schon bei der Bundeswehr mitgeflogen. SPD und Grüne wollen den Höhenflug des Ministers demnächst im Landtag thematisieren. Für den grünen Fraktionschef Wenzel ist jetzt schon klar: Möllring habe „sich über den Wolken die Flügel verbrannt“. KAI SCHÖNEBERG