WAS MACHEN EIGENTLICH ... Berlins Taxikunden?
: Endlich durchblicken

Manchmal ist es ja wirklich so, dass die Technik sich ihren Aufgaben anpasst, und nicht umgekehrt. Das ist schön, weil es zeigt, dass unsere Welt nicht nur von Maschinen dominiert wird. Ein ganz besonderes Beispiel für diesen Anpassungsprozess ist beim Fernsehen zu beobachten: Der allseits und schon seit Jahren beklagten Verflachung des Programms folgt seit einiger Zeit endlich auch die Verflachung der Bildschirme. Mit dem schönen Ergebnis, dass wir nicht mehr in die Röhre schauen können, weil es die nicht mehr gibt.

Dummerweise steigt damit auch die Verbreitung der einst Glotzen genannten Geräte – die Verflachung nimmt umfassende Formen an. Und wer sich schon über die stummen TV-Spots in vielen U-Bahnen ärgerte (weil es so schwierig ist, einfach wegzuschauen), dürfte dem jüngsten Vorschlag des Berliner Taxiverbands mit Schrecken entgegensehen. Der will vorerst 500 der 7.000 cremefarbenen Droschken mit Flachbildschirmen ausstatten. Nachrichten und Musikvideos müssen sich die Taxikunden darauf anschauen. Nur: Kosten soll das ganze natürlich nichts, mittels Werbung will man das Projekt finanzieren, blickt Stephen Berndt, Chef des Verbands, in die Zukunft.

Was er damit bezweckt, bleibt aber unklar: Soll die Kundin nicht mehr so genau aufs eilende Taxameter schauen? Von einigen tristen Ecken der Stadt abgelenkt werden? Oder vor allem weniger mit den bisweilen wenig fernsehtauglichen Fahrern sprechen? Sicher ist: Die Maschinen dominieren uns fortan wieder ein bisschen mehr. BIS FOTO: AP