: Auf Abstand
ANHÖRUNG Bürgerinitiativen fordern im niedersächsischen Landtag strengere Regeln für den Ausbau der Windenergie. Wirtschaftsverbände wollen lieber eine stärkere Bürgerbeteiligung
Ein Netzwerk von Bürgerinitiativen hat neue Normen und Messverfahren für Windräder und Mindestabstände von 1.500 bis 2.000 Metern zwischen den Anlagen und Wohngebieten gefordert. Bei einer öffentlichen Anhörung im Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags unterstütze das Göttinger Bürgernetzwerk Energiewende Niedersachsen-Hessen am Montag einen entsprechenden FDP-Antrag. Darin wird eine Mindestentfernung zwischen Windrad und Wohngegend gefordert. Sowohl die Vertreterin des Bundesumweltamtes wie auch die Referenten von Landvolk oder dem Bundesverband Windenergie waren jedoch dagegen.
Sie betonten, dass ein pauschaler Mindestabstand den Ausbau der Windenergie nicht nur stoppen, sondern ihn zurückfahren würde. Zur Erhöhung einer Akzeptanz der Anlagen schlugen sie stattdessen eine Beteiligung der örtlichen Bevölkerung an den Anlagen, eine stärkere Einbindung der Bürger in Entscheidungen bei weiteren Windkraft-Projekten oder auch Ombudsmänner im Umweltministerium vor. Das Unbehagen vieler Anwohner gegen die Anlagen sei mit Mindestabständen nicht zu nehmen.
Ein geplanter Windenergie-Erlass der rot-grünen Landesregierung soll diese künftig festlegen. Er soll den Kommunen verbindliche Vorgaben machen, wie viel Fläche sie für die Erzeugung von Windenergie zur Verfügung stellen sollen. Zurzeit wird ein Prozent der Landesfläche für Windenergie genutzt, bis 2050 sollen es 1,4 Prozent werden. Die Ärzte Martina Ohlmez und Thomas Carl Stiller vom Bürgernetzwerk Energiewende sehen dagegen enorme gesundheitliche Risiken durch die Anlagen. Vor allem tieffrequenter Schall und Infraschall würden bei den aktuellen Normen kaum gemessen.
Laut Umweltministerium gab es im Land 5616 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 8233 Mega-Watt (MW) bis Ende 2014. Ihre Leistung soll bis 2050 auf 20 000 MW gesteigert werden. (dpa)