heute in bremen
: „Wir sind nicht die guten Muslime“

Die Bremer Aleviten feiern zum 14. Mal ihr Friedensfestival

taz: Herr Terkivatan, ist das eigentlich ein religiöses Fest?

Ahmet Terkivatan, Alevitisches Kulturzentrum: Da sind wir gleich beim Kern des Problems angelangt. Das Alevitentum ist nicht rein religiös motiviert, sondern weltlich orientiert, pragmatisch.

Aber wird es heute Abend ein reines Kulturfestival?

Das auch nicht. Es wird rituelle Zeremonien geben, an denen beide Geschlechter teilnehmen können, es wird Gesänge und Tänze geben und das Saz-Instrument wird gespielt, ein Saiteninstrument, das man auch „den sprechenden Koran“ nennen könnte.

Sind Aleviten Muslime?

Das ist ein heißes Eisen, das derzeit heftig diskutiert wird, ob es sich um eine Form oder wie manche sagen, den Kern des Islams handelt. Ich würde sagen, das Alevitentum ist vom Volksislam beeinflusst, im islamischen Kulturkreis entstanden. Es hat aber auch Einflüsse aus dem Buddhismus, aus dem Sufismus. Und es unterscheidet sich in grundlegenden Zügen vom Islam, beispielsweise ist es keine monotheistische Religion, eher eine Naturreligion. Es gibt keine Differenz zwischen Gott und Mensch, ist humanistisch ausgerichtet und lehrt, den Weg des Wissens zu gehen, den der Aufklärung.

Die Aleviten werden in Deutschland dennoch als „die guten Muslime“ wahrgenommen.

Ja, wir sind die, die keine Probleme bereiten, die sich integrieren wollen und können. Die negative Folge ist, dass wir in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden.

Interview: Eiken Bruhn

Festival der humanistischen Kultur und des Friedens des Alevitischen Kulturzentrums: Ab 18 Uhr, Norderneystraße 6a