die anderen über das verfahren gegen frankreichs expräsidenten chirac und die reformen seines nachfolgers sarkozy
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Die Zeitung Sud Ouest aus Bordeaux meint zu den Strafermittlungen gegen den Expräsidenten Jacques Chirac: Letztlich ist es nur normal, dass ein ehemaliger Präsident, der wie jeder andere den Gesetzen unterworfen ist, der Einladung eines Untersuchungsrichters folgt. Und dass dieser seine Arbeit tut, ist auch normal. Was uns an diesem Fall stören kann, ist der Umstand, dass nun alte Affären wieder ans Tageslicht gezogen werden. Affären, die im Übrigen durchaus kein Monopol der Stadt Paris waren.

Die Straßburger Dernières Nouvelles d'Alsace meinen dazu: Der Anblick eines ehemaligen Präsidenten, der der Justiz Rechenschaft ablegen muss, macht einen schlechten Eindruck, und dies sollte Franzosen berühren. Wird die Demütigung Jacques Chiracs wenigstens die jungen Politiker davon abzuhalten, sich zu so viel Leichtsinn in der Organisation des politischen Lebens hinreißen zu lassen? Nichts ist weniger sicher, wenn der Rausch der Macht erst einmal die Barrieren der Weisheit und der Hellsichtigkeit sprengt.

Die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera lobt den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy: Der Reformismus ist nicht seelenlos. Was jetzt also wirklich zählt, das ist sein Versuch, sich der Sorgen unserer unruhigen Zeit anzunehmen. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy schürt nicht die Ängste, sondern er hilft dabei, diese zu lenken; er verspricht tiefgehende Reformen, kümmert sich jedoch auch darum, die Bürger auf ihrem Weg zu begleiten. Und das ist dann das Feld, auf dem (Sarkozys) politischer „Bruch“ auch zu einer „Naht“ wird, zu einem neuen sozialen Pakt. Indem er dies tut, geht Sarkozy das Problem an, dem Liberalismus eine wärmende Seite zu geben.

Die britische Tageszeitung The Guardian schreibt dazu: Nicolas Sarkozy hat diese Runde wahrscheinlich gewonnen, aber nur weil die Rentenreformen für die Eisenbahner von der breiten Bevölkerung unterstützt werden. Doch dies war erst der Aperitif, wie es ein Gewerkschafter formulierte. Bei der Hauptspeise geht es um das Gesundheitswesen, Gehälter und die Renten allgemein, und das steht Sarkozy noch bevor. Die 5,2 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst haben zwar einen Job fürs Leben, sind aber schlecht bezahlt. Die Öffentlichkeit hätte für diese Streikenden mehr Verständnis als für die Eisenbahner. Die Kassen sind jedoch leer, und Sarkozy wird die Erwartungen der Arbeiter, ihren Lebensstandard zu verbessern, kaum erfüllen können. Je breiter die Kluft zwischen Arm und Reich wird, umso schwieriger wird es für Sarkozy und seine Reformen.