: Standard & Poor’s senkt die Noten zahlreicher US-Banken
KRISE Die Ratingagentur ändert ihre Bewertungskriterien und verunsichert die Märkte
BERLIN taz | Die Krise ist nicht auf die Eurozone beschränkt. Das machte jetzt die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) deutlich, indem sie die Bonität zahlreicher Großbanken in den USA, in der Schweiz und in Großbritannien herabstufte. Dieser Schritt war zwar weniger einer plötzlichen Verschärfung der Finanzkrise geschuldet als vielmehr einer Änderung der Bewertungskriterien. Trotzdem dürfte die Herabstufung zum jetzigen Zeitpunkt die ohnehin schon große Verunsicherung auf den Finanzmärkten noch verstärken. Denn je schlechter die Bewertung ausfällt, desto teurer ist es für die Banken, sich neues Geld zu beschaffen – und umso knauseriger werden sie bei der Vergabe von Krediten.
Die neuen Bewertungskriterien hatte S&P schon vor einem Jahr angekündigt. Sie sollen stärker berücksichtigen, wie gut Banken für Stresssituationen gewappnet sind. Sieben der acht größten Banken der USA sind nun von der Herabstufung betroffen, darunter die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley, die Bank of America, die Citigroup sowie JPMorgan Chase, die Nummer eins auf dem US-Markt. Auf der europäischen Seite traf es unter anderem die Schweizer UBS und die britische HSBC.
Aber auch die Deutsche Bank bekommt einen Schuss vor den Bug. Zwar blieb ihr Rating bei der recht guten Note A+, aber den Ausblick senkte S&P auf „negativ“ – das heißt, eine Herabstufung rückt in den Bereich des Möglichen.
Man habe mit den geänderten Bewertungskriterien „die Lehren aus der Finanzkrise gezogen“, so der US-Chef von S&P. Die Ratingagenturen waren im Lauf der Krise unter heftigen Beschuss geraten. So hätten sie die Überschuldung mehrerer Euroländer zuerst auf die leichte Schulter genommen – um dann anschließend durch drastische Herabstufungen noch Öl ins Feuer zu gießen.
Angekreidet wurde den Agenturen auch, dass sie höchst riskante Wertpapiere, an deren Design sie selbst beteiligt waren, mit einer Bestnote versehen hatten – so zum Beispiel auch Zertifikate der 2008 pleitegegangenen US-Investmentbank Lehman Brothers. Erst am Montag ließ das Oberlandesgericht Frankfurt Schadenersatzklagen von Anlegern gegen S&P zu.NICOLA LIEBERT