Wochenübersucht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Vor fast sechzig Jahren wurde erst die BRD und dann die DDR gegründet. Zweieiige Zwillinge einer einäugigen Mutter sozusagen. Dieses nicht wirklich freudige Ereignis hat die Schaubühne nun zum Anlass genommen, sich in einer Reihe von Inszenierungen mit der deutschen Nachkriegsgeschichte zu befassen – und zwar ab Donnerstag, wo alles mit der „Deutschlandsaga“ in den Fünfzigerjahren beginnt. Über zwei Jahre hinweg wird es nun jeden Monat eine Premiere zu einem deutschen Nachkriegsjahrzehnt geben. Am Ende wird dann im Jahr 2009 nicht nur der 60. Jahrestag der Gründung beider deutscher Staaten, sondern auch der 20. Jahrestag des Mauerfalls zu begehen sein. Die Deutsche Oper in der Bismarckstraße setzt mit Eugene d’Alberts Oper „Tiefland“ ihre verdienstvollen Ausgrabungsarbeiten zu Unrecht vergessener Stücke des modernen Musiktheaters fort. Im Deutschen Theater gibt es ab morgen die nächste Folge von Dimiter Gotscheffs unermüdlicher Arbeit am Heiner-Müller-Komplex. Dessen Shakespeare-Übermalung „Anatomie Titus Fall of Rome“ verhandelt den Einbruch der Dritten Welt in die Erste. Und wohl auch die Frage, was uns Heiner Müller heute noch zu sagen hat. In der Volksbühne hat Frank Castorf einen deutschen Kinderbuchklassiker in seine Diskurs-Factory eingespeist: Erich Kästners „Emil und die Detektive“ nämlich, den Castorf als „Berlin Alexanderplatz“ für Minderjährige interpretiert, wie die Prosa aus der PR-Abteilung des Hauses vieldeutig durchblicken lässt. Zumindest wird in Bert Neumanns Alexanderplatz-Bühnenbild gespielt. Und weil es zwei Versionen gibt, gibt es auch zwei Premieren. Einmal „Emil“ am Sonntag um 18 Uhr für die Teenager und der zweite „Emil“ am Montag um 14 Uhr dann für Menschen ab 9, wie Grips-Chef Volker Ludwig sagen würde.

„Deutschlandsaga – Die 50er Jahre“: Schaubühne, ab Do.

„Tiefland“: Deutsche Oper, ab Fr.

„Anatomie Titus Fall of Rome“: Deutsches Theater, ab Mi.

„Emil und die Detektive“: Volksbühne, ab So.