Jetzt wird’s endlich realistisch

BERLINS NEUES „TATORT“-TEAM

Montagabend, Kino Babylon in Mitte: Berlins neue „Tatort“-ErmittlerInnen präsentieren sich und ihren ersten Film dem Volk – und das kommt. Der Saal ist gut gefüllt. Dass der Krimi keine zwei Wochen später (am 22. März) im Fernsehen läuft, stört nicht. Der „Tatort“ ist längst mehr als nur ein TV-Ereignis.

Und dementsprechend froh kann man nur sein, wie Meret Becker und Mark Waschke ihre Rollen interpretieren und welche Wucht der Film mit seinen vielen Schnitten, Ortswechseln und seiner guten Musik entwickelt. „Tatort“ und Stadt kommen sich näher.

Endlich. Zu häufig hätten die Fälle des Vorgängerduos Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) auch in Hannover oder Hameln spielen können.

Und so war es mit Sicherheit kein Zufall, dass der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) die Inszenierung des ersten neuen „Tatorts“ in die Hände von Regisseur Stephan Wagner legte. Der hatte bereits den stärksten „Tatort“ von Ritter und Stark verantwortet: „Gegen den Kopf“, in dem zwei Jungs im U-Bahnhof Schönleinstraße einen Mann tottreten. Düster war der Film über eine total überwachte Welt, in der der entscheidende Moment aber verpasst wird. Am Ende guckt die Gesellschaft halt doch weg. Selten hatte ein Berliner „Tatort“ bessere Kritiken eingefahren. Die Reihe schien in der Stadt angekommen, doch aus irgendeinem Grund riss der Kontakt ab.

Wagner und Drehbuchautor Stefan Kolditz haben ihn nun in „Das Muli“ wiederhergestellt. Die Stadt ist zum Hauptdarsteller geworden – weil der Film fernbleibt vom Regierungsviertel. Dahin verirrt sich eh kein Berliner. Der Hauptstadt-„Tatort“ war bisher keiner für die Einheimischen. Das könnte sich nun ändern – und davon werden auch die Zuschauer in Hameln und Hannover profitieren. JÜRN KRUSE