piwik no script img

Archiv-Artikel

Mobbing als Comic

INTERNET Das Medienprojekt „Netz-Bildung“ will Jugendliche für politische Beteiligung gewinnen. Sie lernen, wie sie sich im Internet gezielter informieren und ihre Meinung einbringen können. Das Ergebnis ist eine Website

Comics, Videos, Blogs, Podcasts – die Jugendlichen lernen, die Bandbreite des Web 2.0 zu nutzen

VON TIZIANA MANELJUK

Das politische Interesse von Jugendlichen war lange Zeit nicht besonders groß. Das ließ sich an ihrer geringen Wahlbeteiligung, aber auch am Schwund jüngerer Mitglieder in Parteien ablesen. Seit 2010 sei jedoch ein leichter Anstieg am politischen Interesse zu bemerken, wie die Shell-Jugendstudie herausfand. Ein im Sommer gestartetes Medienbildungsprojekt im Kehdinger Land springt auf diesen Zug auf: Jugendliche sollen mit digitalen Medien und vor allem dem Internet für politische Beteiligung begeistert werden.

Im „ABC Hüll Bildungs- und Tagungszentrum“ im Elbe-Weser Dreieck bei Stade werden Workshops und politische Camps für Heranwachsende organisiert. „Netz-Bildung“ lautet der Name des Projekts, das noch bis 2014 von der „Aktion Mensch“ gefördert wird. Es richtet sich an Schulklassen, Jugendgruppen, Vereine oder Initiativen.

Es gehe nicht darum, die Jugendlichen zur Mitarbeit in Parteien zu motivieren. „Sie sollen vor allem kritisches und selbstständiges Denken erproben“, erklärt Projektleiterin Birte Frische die Ziele. Junge Menschen sollen lernen, wie sie sich durch digitale Medien politisch und regional engagieren können.

Für Jugendliche ist das Internet fester Bestandteil ihres Alltags geworden – die Angebote nehmen täglich zu. Den Überblick zu behalten ist nicht immer einfach. In Frisches Medienprojekt lernen sie, wie sie sich im Internet „reflektierter informieren“ und „dort ihre Meinung einbringen können“. Ihr ist vor allem wichtig, dass die Jugendlichen die Bandbreite der Möglichkeiten im Web 2.0 kennenlernen. Dazu erstellen sie selbst „Comics, Videos, Blogs oder Podcasts zu einem bestimmten Thema“. Auf einer von den Jugendlichen selbst betreuten Internetseite werden später alle Aktivitäten dokumentiert (www.netz-b.org/).

20 SchülerInnen der Porta-Coeli-Schule aus Himmelpforten bei Stade nahmen im November am ersten Workshop teil. Sie haben sich intensiv mit dem Thema „Ausgrenzung“ beschäftigt. Ein eigener Blog wurde zur Plattform für ihre Aktivitäten eingerichtet. Er gibt noch Wochen später Einblicke in ihre Arbeit. Hier wurden die eigens angefertigten Podcasts, Videos und Posts hochgeladen und so der Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Laurissa und Milena dokumentierten mit dem Mikrofon die Stimmung unter den TeilnehmerInnen und führten Interviews. In einem Audiofile kommt ihr Mitschüler Hendrik zu Wort, der gerade an einem Comic-Workshop teilnimmt. „Wir machen einen Comic über ein türkisches Mädchen, das von einem Jungen gemobbt wird“, fasst er den Plot der zusammen.

„Inhaltlich sind die Workshops dicht an der Lebenswelt der Jugendlichen dran“, sagt Frische. Kein Wunder also, dass es sich in den Beiträgen um Situationen der Diskriminierung aus ihrem Alltag handelt.

„Ich glaube, die SchülerInnen haben neue Möglichkeiten und Tools im Netz kennengelernt“, zieht Frische nach dem ersten Workshop Bilanz. „Viel wichtiger noch: Ich glaube, sie hatten eine ganze Menge Spaß.“

Infos unter: www.abc-huell.de/abc/jugendbildung-neue-medien/netz-bildung/