WOCHENÜBERSUCHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die britische Dramatikerin Caryl Churchill wird im nächsten Jahr siebzig Jahre alt und ist die Altmeisterin der europäischen Gegenwartsdramatik. Ihre Stoffe sind stets von einer Mischung aus realer Bedrohung und Paranoia durchzogen, die einen angesichts der aktuellen Entwicklungen in Forschung und Ökonomie allerdings auch schon mal befallen kann. „Betrunken genug zu sagen Ich liebe Dich“ heißt ihr neues Stück, dessen deutsche Erstaufführung Benedict Andrews nun in der Schaubühne inszeniert: Es handelt sich dabei um die surreale Geschichte eines Mannes, der von der Weltherrschaft träumt und zu diesem Zweck Regierungen und Finanzsysteme manipuliert.
Im HAU findet ab Donnerstag schon zum zweiten Mal „Cut & Paste“ das Festival des jungen Europäischen Theaters statt, das Produktionen aus Großbritannien, der Schweiz oder Holland ebenso zeigt wie aus Estland und Polen. Zum Beispiel das RAF-Stück von Malgorzata Sikorska-Miszczuk „Der Tod des Eichhörnchens“, das Marcin Liebers Gruppe „ustausta/2xzu“ als Comic präsentiert. Oder das Stück „Oedipus loves you“ vom Pan Pan Theatre aus Irland.
René Pollesch hat jetzt auch die legendäre Fernsehserie „Hallo – Hotel Sacher, Portier“ eingemeindet und für sein neues Stück „Hallo Hotel Nachtportier“ diskursiv recycelt. Nicht mehr der der dicke Fritz Eckart spielt mit, dafür aber die Volksbühnen-Sachertörtchen Sophie Rois, Caroline Peters und Brigitte Cuvelier: im Sternenfoyer des Mutterhauses am Rosa-Luxemburg-Platz.
Hinweisen möchten wir auch auf eine Spielstätte an der Frankfurter Allee, die den schönen Namen „Verlängertes Wohnzimmer“ hat. Auf dem Spielplan steht allerlei zwischen Kleinkunst, Tanz und Varieté. „Tanz des Pinguins“ heißt die neue Produktion, die ab Freitag zu sehen ist.
„Betrunken genug zu sagen Ich liebe Dich“: Schaubühne, ab Mi.
„Cut & Paste“: HAU, 6.–15. 12.
„Hallo Hotel Nachtportier“: Volksbühner, ab Mo.
„Tanz des Pinguins“: Verlängertes Wohnzimmer, ab Mi.