: „Windbaum“ im Test
ERNEUERBARE ENERGIE Normale Windräder stören; sie sind laut und groß. Paris setzt auf Alternativen
PARIS taz | Der „Windbaum“ kann mit einer nominalen Leistung von 3,1 Kilowatt mit normalen Windrädern nicht mithalten. Dennoch dürften so manche Kommune und so mancher Privathaushalt die Ästhetik dieser Erfindung attraktiv finden. Das Konzept und Design mit vertikalen Turbinen setzt nämlich gerade dort an, wo die großen und rauschenden Windräder häufig auf Opposition stoßen.
Wie der Name „Windbaum“ vermuten lässt, besteht diese Anlage zur Stromerzeugung aus einem „Stamm“ und „Zweigen“, auf denen Turbinen befestigt sind, die wie „Blätter“ aussehen. Die Kabel und die gesamte Technik der Stromproduktion sind diskret in die Zweige integriert.
Zumindest von Weitem gleicht das Ganze einem etwa elf Meter hohen Laubbaum. Schon ab einer minimalen Windstärke von zwei Metern pro Sekunde drehen sich die vertikalen Turbinen mit ihren grünen Plastikblättern – unabhängig von der Windrichtung und nahezu geräuschlos.
Ähnliche Ideen gab es auch vorher schon. Doch der französische Erfinder Jérôme Michaud-Larivière und seine Firma Newwind sind den meisten Konkurrenten eine Nasenlänge voraus. Sie vom Stadium der Tüftler zur Installation von Prototypen übergegangen und möchten ihre Technologie schon bald in Serie produzieren und auf dem rasch expandierenden Markt der erneuerbaren Energien anbieten. Ab Mai soll mitten in Paris auf der Place de la Concorde ein solcher Windbaum getestet werden. Der Newwind-Chef hofft, in der Folge schon bald ganze Alleen oder Wälder ins Stadtbild einbauen zu können.
Aber sind solche Anlagen auch rentabel? Lars Velser vom Bundesverband Windenergie ist da eher skeptisch, auch wenn er sich nicht konkret zum Windbaum äußert: „Nach Fukushima haben sich viele Leute aus Imagegründen kleine Windkraftanlagen angeschafft, ohne sich die Frage der Rentabilität und der Gewährleistung zu stellen. Viele Produkte, die häufig aus Asien kommen, erbringen nicht die vom Hersteller versprochene Leistung.“ Er empfiehlt, eine Zeit lang die reellen Windverhältnisse zu messen und die Kosten mit dem zu erwartenden Ertrag zu vergleichen.
Der ästhetisch attraktive Windbaum beispielsweise kostet knapp 30.000 Euro. Für die Stadt Paris ist dies billig angesichts des Prestigegewinns – zumal man sich in Hinblick auf den Klimagipfel Ende 2015 besonders innovativ geben möchte. Parallel zum Windbaum auf der Place de la Concorde wurde daher im Februar eine andere vertikale Windanlage installiert. Die US-Firma Urban Green Energy brachte sie in 120 Meter Höhe auf dem Eiffelturm an. Die unauffällige Anlage liefert bereits einen Teil des Stroms, der für die Beleuchtung des Wahrzeichens benötigt wird. RUDOLF BALMER