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Archiv-Artikel

Aus Dschungel wird Plantage

TROPENWÄLDER Immer mehr Länder verpflichten sich, ihre Wälder wieder aufzuforsten. WWF mahnt, dass es besser wäre, die Abholzung von vornherein zu verhindern

Das Bundesumweltministerium hat 15 Projekte mit 50 Millionen Euro finanziert

VON ANJA KRÜGER

Jede Minute wird auf der Welt eine Fläche von der Größe zweier Fußballfelder gerodet, jährlich verschwindet mit 13 Millionen Hektar ein Waldgebiet von der Größe Griechenlands. Immerhin: Bei der Wiederaufforstung geht es voran. Davon zumindest ist Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) überzeugt. „Wir sind auf einem guten Weg zu unserem Ziel, bis 2020 insgesamt 150 Millionen Hektar zerstörte Wälder wiederaufzubauen“, sagte sie bei der zweiten Internationalen Waldkonferenz am Samstag in Bonn.

Bei der Tagung zogen UmweltministerInnen und Fachleute aus 30 Ländern Zwischenbilanz zum Stand der Renaturierung von Wäldern. Um Wiederaufforstungsprojekte anzuschieben, haben die deutsche und die norwegische Regierung 2011 die Internationale Waldkonferenz „Bonn Challenge“ ins Leben gerufen.

Vor allem in den Tropen werden Waldflächen aus wirtschaftlichen Gründen in großem Umfang zerstört. Das hat gravierende Folgen: Viele Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen, die Belastungen für das Klima sind groß, und die Artenvielfalt leidet. Von den jährlich weltweit 13 Millionen abgeholzten Hektar werden zwar 8 Millionen wieder aufgeforstet – aber überwiegend in Form artenarmer, ökologisch bedenklicher Plantagen. In Deutschland hingegen hat die Waldfläche in den vergangenen zehn Jahren um etwa 50.000 Hektar zugenommen.

Seit 2011 haben 14 Staaten wie Kongo, Chile, Mexiko oder Kolumbien zugesagt, Wälder mit einer Gesamtfläche von 61,5 Millionen Hektar wieder aufzuforsten. Jetzt kündigten Länder weitere Initiativen an. Äthiopien, Liberia und andere afrikanische Staaten wollen gemeinsam Wälder wiederaufbauen, um die Ausbreitung der Sahara einzudämmen. El Salvador will gemeinsam mit Nachbarländern Projekte entwickeln und lädt zu einer regionalen Auftaktkonferenz ein.

Das Bundesumweltministerium hat bislang 15 Projekte mit insgesamt 50 Millionen Euro finanziert und will in den nächsten Jahren weitere 40 Millionen Euro für die Wiederaufforstung in Tropenländern zur Verfügung stellen. Das ist zu wenig, kritisierte Günter Mitlacher, Leiter der Abteilung biologische Vielfalt der Umweltschutzorganisation WWF. Nach seinen Angaben kostet die Wiederaufforstung eines Hektars Wald rund 1.000 Euro. Um 150 Millionen Hektar Wald wiederherzustellen, wäre also die gewaltige Summe von 150 Milliarden Euro nötig.

„Die Konferenz hat gezeigt, dass es vielversprechende Initiativen gibt“, sagte er. „Aber an der Umsetzung hapert es gewaltig.“ Zudem reichten Zusagen allein nicht. „Die langfristige Finanzierung muss gesichert werden“, forderte Mitlacher. Wiederaufforstung sei eine Sache von 20 und mehr Jahren.

Dass Projekte erfolgreich sein können, zeigt das Beispiel Südkorea. Während des Koreakrieges wurden riesige Waldflächen zerstört. Bodenerosion hat dazu geführt, dass ganze Siedlungen bei Überschwemmungen verschwanden. Die Regierung hat mit großen Aufforstungsprogrammen reagiert und erklärte auf der Konferenz, künftig andere Länder bei der Renaturierung von Wäldern zu unterstützen.

Wiederaufforstung sei aber nur die zweitbeste Lösung, betonte Mitlacher. Besser sei, Abholzung zu verhindern. „Entscheidend wird sein, die letzten Naturwälder zum Beispiel am Amazonas vor dem Zugriff der Agrar- und Bergbaukonzerne zu bewahren“, sagte der WWF-Mann. Mit Palmölplantagen oder Papierherstellung lasse sich mehr Geld erwirtschaften als mit der Nutzung des Waldes. Den Regierungen dort sei Wirtschaftswachstum wichtiger als der Schutz der Wälder. „Wir wollen nicht, dass Schutzgebiete, die seit Jahrzehnten aufgebaut werden, jetzt zur Disposition gestellt werden.“