piwik no script img

Archiv-Artikel

Brauner Bär wirbt für Abschiebung

VIDEOCLIP Die rechtsextreme Kameradschaft „Besseres Hannover“ lässt einen Bären durch Hannover laufen, der vor einem türkischen Imbiss die rechte Pfote zum Hitlergruß hebt. Der Staatsschutz ermittelt

Bei der Ratssitzung waren sich fast alle Politiker einig, dass Hannover ein Nazi-Problem hat

Seit es das Web 2.0 gibt, stellt die Kameradschaftsszene gerne Videos mit ihren Botschaften ins Internet. Inzwischen geben sie sich dabei auch gern satirisch: So läuft in einem Videoclip der rechtsextremen Kameradschaft „Besseres Hannover“ ein brauner Bär durch die niedersächsische Landeshauptstadt. Auf der Straße wirbt der „lustige Bär“ für Abschiebung: Jedes Volk habe seinen Platz – in seiner „angestammten Heimat“, heißt es in dem Video.

In der Kameradschaftszene stößt der „Schabernack“ auf Begeisterung – allerdings ist das Video mittlerweile nicht mehr im Internet: Vor dem Wochenende leitete der Staatsschutz wegen des zweiminütigen Films Ermittlungen ein. In einer Szene hebt der Bär vor einem türkischen Imbiss die rechte Pfote zum Hitlergruß. Der Staatsschutz überprüft, inwieweit der Clip damit gegen den Paragrafen 86a verstößt – Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Im Stadtrat von Hannover ist auch schon über das Video gesprochen worden: In einer aktuellen Stunde zu „Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus“, die von den Grünen beantragt worden war – schließlich hatte die Bundesanwaltschaft im nahem Lauenau den Neonazi Holger G. festnehmen lassen, der im Verdacht steht, das Neonazitrio aus Zwickau unterstützt zu haben.

Bei der Ratssitzung waren sich fast alle Politiker einig, dass Hannover „ein Nazi-Problem“ hat, wie Patrick Drenske von den Grünen sagte. Nur der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft „Die Hannoveraner“, Gerhard Wruck, erklärte, die Prävention dürfe sich nicht „einseitig auf das rechte Spektrum fokussieren“. Nicht nur die Rechten, auch die Linken seien ein Problem, sagte Wruck, der sich als wertkonservativ versteht.  ANDREAS SPEIT