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Archiv-Artikel

Witze aus dem Spaßkoffer

Ein Winterabend vor dem Fernseher ist nur für schlichte Gemüter eine Freude – außer es läuft „Schlag den Raab“

Der Respekt vor dem Alter gebietet es, diese Leistungsschau der Samstagabendunterhaltung mit Frank Elstner (93) und „Verstehen Sie Spaß?“ (78) zu beginnen – und keine weiteren Worte über eine Sendung zu verlieren, in der Witzeerzähler auftreten und „Spaßkoffer“ verschenkt werden. Was da wohl drin ist? Furzkissen und Zaubertinte?

Im ZDF hält Thomas Gottschalk Händchen mit einem kleinen russischen Jungen. „Wir wissen, man kann helfen“, sagt er. „Und hier sieht man, wie gut das tut.“ Der Mainzer Seniorensender und die guten Menschen von Bild zeigen wieder „Ein Herz für Kinder“. Am Spendentelefon sitzt unter anderem Schauspieler Horst Janson, der vor kurzem noch selbst auf Spenden angewiesen war. Und im Publikum sitzen Verona Pooth und ihr Franjo. Als dann auch noch Mirja Boes auftritt, dieser weibliche Mario Barth, und übers Kinderkriegen kalauert, ergreift man umgehend die Flucht.

Und findet Trost an unerwarteter Stelle – im RBB. Dort laufen Wiederholungen von „Krömer – Die internationale Show“. Gerade sitzt der „Panikpatient“ Kurt Krömer beim Zahnarzt. Als der ihn fragt, „Kennen Sie Prophylaxe? Regelmäßig zum Zahnarzt kommen und sauber machen?“, antwortet Krömer entrüstet: „Ich mache doch hier nicht sauber.“ Das ist sehr lustig – auch noch beim zweiten Sehen.

Gänzlich überflüssig dagegen ist „Unglaublich! Die Show der Merkwürdigkeiten“, moderiert von Marco Schreyl, der ähnlich talentfrei agiert wie Frank Elstner – mit einem Unterschied: Elstner hat wenigstens „Wetten, dass …?“ erfunden. Außer „Professor Splash“, der aus über zehn Meter Höhe in ein Plantschbecken springt, tritt Jens Seiler auf, laut Einblendung ein „wandelndes Lexikon“, das Trivial-Pursuit-Karten auswendig gelernt hat – warum auch immer. Der Name des Brettspiels fällt jedenfalls ziemlich häufig, unterbrochen nur von einem Werbespot – für Trivial Pursuit. Vielleicht ist Jens Seiler da ja Marketingchef.

Von Marken versteht auch Stefan Raab eine Menge. 2006 hat er sein „TV Total“-Imperium um die grandiose Spielshow „Schlag den Raab“ erweitert, in der er am Samstag mit dem etwas begriffsstutzigen Kandidaten Gene um 1 Million Euro wetteifert. Gegen ein Uhr früh unterliegt er Raab beim Klackern, diesem Kinderspiel mit einem eistütenförmigen Katapult und einem Tischtennisball. Wahnsinn!

Generell aber gilt: Es gibt viele Gründe dafür, am Samstagabend auszugehen – allen voran das Fernsehprogramm. DAVID DENK