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Archiv-Artikel

Leichterer Zugang zu Arbeit

INTEGRATION Die SPD will die Berufe von Flüchtlingen systematisch und frühzeitig erfassen. Das soll ihnen bei der Arbeitssuche in Deutschland helfen

„Wir bauchen eine Integration von Anfang an, also schnell eine Wohnung, Deutschkurse und Arbeit“

KLAUS MÖHLE, SPD

Die Berufe von Flüchtlingen sollten schon bei ihrer Erstaufnahme erfasst werden, meint Klaus Möhle, SPD-Sprecher für Soziales. Dies solle den Einstieg in den Arbeitsmarkt für Asylbewerber erleichtern. Einen entsprechenden Antrag will der Bürgerschaftsabgeordnete nach Ostern im Parlament einreichen. Er hoffe auf einen Beschluss noch vor der Wahl.

„Die Dimension dessen, was auf Deutschland zukommt, scheint noch nicht in der Politik angekommen zu sein“, meint Möhle. In den nächsten fünf bis sieben Jahren kämen etwa 20.000 Flüchtlinge nach Bremen, die Zahl entspreche einem ganzen Stadtteil. Für die Menschen müsse es eine Integration von Anfang an geben, also schnell eine Wohnung, Deutschkurse und einen Zugang zum Arbeitsmarkt.

Ohne Arbeitserlaubnis dürfen Flüchtlinge nicht arbeiten. Geduldete und Asylsuchende haben ein dreimonatiges Arbeitsverbot. Danach gilt für 15 Monate die „Vorrangprüfung“, nach der Arbeitsplätze zunächst an Deutsche und dann an Europäer vergeben werden. „Diese Fristen sind zu lang, Flüchtlinge müssten die Möglichkeit haben, nach drei Monaten freiwillig zu arbeiten“, meint Möhle. Da es sich um Bundesgesetze handelt, kann auf Landesebene allerdings nichts geändert werden.

Um die Arbeitsmarkt-Integration voranzubringen, will Möhle nach der Erfassung der Berufe eine zügige Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, um passende Arbeitsplätze an Asylbewerber zu vermitteln. Außerdem könne man in Kooperation mit Handelskammer und Handwerkskammer Betriebe auf die Flüchtlinge vorbereiten, sagt er.

Berufsbegleitende Deutschkurse seien ebenfalls wichtig, um die Situation der Flüchtlinge zu verbessern, so Möhle. Hier gebe es bislang Defizite, es müssten mehr Sprachkurse angeboten werden.

Auch Jörg Nowag, Sprecher der Bremer Agentur für Arbeit, sagt, es sei unabdingbar, Sprachkurse zu fördern. Die Sprache sei ein zentrales Element, damit Migranten in Deutschland arbeiten können. Vor allem in Bereichen, in denen eine sichere Kommunikation wichtig sei, etwa bei Ärzten, müsse zunächst ein bestimmtes Sprachniveau erreicht werden. Der Beruf stehe bei der Ankunft der Asylsuchenden allerdings nicht unbedingt an erster Stelle. „Zunächst gibt es eine Phase der Orientierung, einige Flüchtlinge müssen auch erst mal Traumata bewältigen“, so Nowag. Erst danach beginne der Weg in die Arbeitswelt, ein Prozess, der Monate oder Jahre dauern könne.

Wenn die Asylsuchenden beruflich ankämen, funktioniere auch die Integration gut, glaubt Möhle. Der Kontakt mit Kollegen ermögliche das besser als das Leben in Flüchtlingsunterkünften. JÖRDIS FRÜCHTENICHT