MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Jetzt mal ein kleiner Streifzug durch das weite Feld von Ritualmusiken – auch wenn man manchmal gar nicht weiß, welchem Kult da eigentlich gehuldigt werden soll. Bei den Plurals wird es wohl so eine vergessene Industriegottheit sein aus den Tagen Willy Brandts, der ja noch 1961 mit der Forderung zur Bundestagswahl antrat, dass der Himmel über dem Ruhrgebiet wieder blau werden müsse. Weil der Himmel dort damals eben so luftverschmutzt und smogverseucht war wie heute der über chinesischen Großstädten. Jedenfalls meint man sich mit der Musik der Plurals in einem dröhnenden Maschinenraum zu befinden, in dem allerlei Geräuschschlacken und sonstige musikalische Verwerfungen immer neu umgeschichtet werden zu einer böse vibrierenden Impro-Noise-Drone-Angelegenheit. Auf Melodien sollte man bei der von dem Ensemble aus England an verschiedenen Instrumenten und Nichtinstrumenten verfertigten Musik nicht unbedingt hoffen. Würden sowieso nur stören. Am Freitag Bei Ruth (Ziegrastr. 11, 21 Uhr).

Das ist genauso ein konsequent weitergedachter Punk (weswegen das Konzert ja in der Ziegrastraße stattfindet) wie ein hochkunstverdächtiges Experiment, und damit hätte man für die Plurals bestimmt auch noch ein Plätzchen finden können bei der Zero-Performance-Nacht am Samstag im Martin-Gropius-Bau, wo man im Rahmen der großen Zero-Ausstellung eine ganze Nacht (bis 8 Uhr morgens) am Altar der Kunst steht und sich noch einmal dem Fortschrittsglauben hingibt und dem Glauben, dass man einfach noch einmal bei Null anfangen könne, so wie man das bei der Zero-Kunstbewegung in den Fünfzigern wollte. Zu hören gibt es unter anderem die feingekörnten Ambient-Exerzitien vom Kammerflimmer Kollektief, im Zentrum soll aber die Aufführung der „Symphonie Monoton – Silence“ stehen, ein, nun ja, recht monoton gehaltenes, tatsächlich eintöniges Werk von Yves Klein, das dann in die schon mal von John Cage in seiner (Nicht-)Komposition „4‘33‘‘“ durchgearbeitete Stille mündet. Kunsthistorisch Bewanderte dürfen sich bei der Wiedergabe dieses Werks vorstellen, wie sich dazu in Yves-Klein-Blau getränkte und ansonsten nackte Damen auf Leinwänden wälzen für die Klein’schen Körperbilder (Niederkirchnerstr. 7, 20 Uhr, 11/8 €, in komplett weißer Kleidung Eintritt frei).

Der Groove ist natürlich ein Ritual, das erst im schweißtreibenden Mittun die vollste Wirkung entfaltet. Und bei der wieder mal in Berlin gastierenden Paradise Bangkok Molam International Band hat man dafür den passenden Taktgeber: wirklich kopfverrückende, mit Funk verschärfte Trancemusik aus Thailand, am Mittwoch im NK (Elsenstr. 52, 20 Uhr).

Und einfach nur das schöne Lied? Gibt es am Montag mit Ryley Walker aus Chicago. Singt wie ein Tim Buckley, spielt die Gitarre mit den ganzen Picking-Tricks wie ein Bert Jansch. Sehr schön. Am Montag im Monarch (Skalitzer Str. 134, 20 Uhr, 12 €).