: Uni soll die BremTec loswerden
■ Große Teile des „Technologie-Schaufensters“ kommen in die Stadthalle / Kosten für Leichtbau-Zelte sind zu hoch, Stadthalle wäre besser ausgelastet / In Zukunft zwei Standorte für eine Messe
Wenn es nach den Plänen des Wirtschaftssenators und der Wirtschafts-Förderungsgesellschaft geht, verliert die Universität schon im nächsten Jahr ein Aushängeschild. Aus den Klagen über die Organisation der Technologie-Messe „BremTec“ sollen Konsequenzen gezogen wer
den. „So schnell wie möglich“ sollen Teile der Messe in die Stadthalle verlegt werden, bestätigte Rüdiger Staats, Pressesprecher des Wirtschaftssenators gegenüber der taz. Wenn 1992 das Messe- und Kongreßzentrum neben der Stadthalle fertig ist, sollen dort auch die Tagungen abgehal
ten werden, die das „Schaufenster der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“ bislang abrunden.
Ausschlaggebend waren zwei Gründe. Zum einen gilt das Gelände rund um das Bremer Innovations- und Technologie -Zentrum (BITZ), auf dem die Brem
Tec bislang stattfand, jetzt endgültig als „wenig geeignet“. Während des Semesters stehen an der Uni zuwenig Parkplätze zur Verfügung, in den matschigen Wiesen versanken die Autos von Ausstellern und BesucherInnen. „Und die Toilettenwagen sorgten doch eher für Freimarkt-Atmosphäre“, kommentierte ein Mitarbeiter der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft süffisant.
Der zweite Grund ist das Geld: Mit rund einer halben Millionen Mark schluckten die beiden angemieteten Leichtbauhallen hinter dem BITZ den Löwenanteil des BremTec -Etats. Feste Hallen aber waren dem Leiter der Zentralstelle für Weiterbildung (ZWB) der Uni, Dirk Schröder, abgelehnt worden. Die ZWB ist die zwar Veranstalterin der BremTec, die Zuschüsse kommen aber vor allem vom Wirtschaftssenator.
„Das ist ein Politikum, das kommt von oben“, ist dazu im BITZ zu hören: „Die haben kalte Füße wegen der Auslastung von Kongreßzentrum und Stadthalle“. Deren Geschäftsführer Heinz Seesing bestätigte, daß sich die Stadthallen-GmbH schon um die erste BremTec vor drei Jahren beworben hatte: „Da kann viel Geld gespart werden“. Im kommenden Juni, dem schon festgelegten Termin für die BremTec '89, sind noch reichlich Hallen frei.
Dann würden sich die konzeptionellen Probleme der BremTec, das Sammelsurium unterschiedlicher Aussteller und Technolo
gien, noch verstärken. Die Messe würde, bis sie die Uni ganz verlassen hat, an mindestens zwei Orten stattfinden. Auf der Bürgerweide befänden sich die größten Teile der Ausstellung, auf dem Uni-Gelände die fest installierten Werkzeugmaschinen für die „Fabrik der Zukunft“ und die Präsentationen der HighTech-Firmen im BITZ. Ob dann die Fachtagungen und Kongresse noch im Renommee-suchenden BITZ oder irgendwo in der Stadt abgehalten werden, ist noch völlig unklar. Daß ein Bus-Pendeldienst diese Trennung überbrücken könnte, wagt derzeit noch niemand zu behaupten.
Die letzte Entscheidung wird zwischen den Vertretern der Senatoren für Wirtschaft und Bildung im Aufsichtrat der BREGIT fallen, der „Bremischen Gesellschaft für Innovation und Technologie“, die das BITZ trägt. Ein Termin steht noch nicht fest.
Doch auch für die Stadthalle zeichnen sich neue Probleme ab: Es wird zu Überschneidungen mit der regionalen „Fachbörse Weser-Elbe-Ems“ kommen, die jährlich veranstaltet wird. Auf dieser Messe präsentieren sich Industrie, Handel und Handwerk aus Nordwestdeutschland, um sich gegenseitig kennenzulernen und Kooperationen einzugehen. Eine ganze Reihe von Unternehmen, die auf der BremTec waren, präsentierten sich auch auf der Fachbörse. Diese müssen sich jetzt überlegen, ob sie die Teilnahme an beiden Messen bezahlen wollen.
mc
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen