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Forschungs-Landschaften

■ taz-Serie über High-Tech-Einrichtungen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Staat

Wohl niemand in Bremen ist in der Lage, einigermaßen vollständig aufzuzeigen, wer im Technologie-Sektor mit wem zusammenarbeitet, an was und warum wo geforscht wird, und wer wofür Geld gibt. Wildwuchernd ist das Gestrüpp der Einrichtungen für Technologie-Politik, Wissenschaftstransfer und Wirtschaftsförderung in Bremen. Ein Organisationsschema für die Zu- oder Zusammenarbeit zwischen den drei maßgeblichen Polen (Uni/Hochschulen, Senator für Wirtschaft, Industrie/Wirtschaftsverbände) müßte Aberdutzende von kleinen Kästchen mit ebensovielen Abkürzungen und hunderte von Pfeilen enthalten und mindestens eine Zeitungs -Doppelseite füllen.

Aussagekräftig wäre auch das nicht - es würde sich um eine Mixtur aus Möglichkeiten, Angeboten und tatsächlichen Verbindungen handeln. Wenig würde ihr zu entnehmen sein über die Bedeutung oder relative Bedeutungslosigkeit einzelner Kooperationen, und kaum etwas darüber, ob die Hoffnungen und Erwartungen, die daran geknüpft wurden und werden, sich erfüllen. Wer vermag schon zu beurteilen, ob die Erforschung der „letzten Kolonien“ (Weltraum, Antarktis, die Meere) tatsächlich eine größere Bedeutung innerhalb der bremischen Forschungslandschaft oder für die jeweiligen Auftraggeber hat? In welchem Maße ersetzt die Uni den durchrationalisierten Großunternehmen die Entwicklungs -Abteilungen oder Forschungslabors? In welchen Branchen und Sektoren gewinnt der Staat durch Innovationsförderung neue Handlungsspielräume und neue Legitimationen? Da werden auch die mitteilungsfreudigsten Manager aus Wirtschaft, Wissenschaft und Senat schweigsam - in die Karten mag sich niemand zu sehr schauen lassen. Bei einigen ist's ihr Prestige, das sie überprüft sehen, bei anderen die Angst vor der Konkurrenz, bei dritten das einfache Verbergen der Vorteile und des Profits, den die Kooperationen ermöglichen.

Kaum ein Monat vergeht, an dem nicht neue Pläne für natur oder ingenieurwissenschaftliche Institute an der Uni vorgestellt werden. Die „Bremer Wende“ ist dort am deutlichsten zu spüren; ihre Umstrukturierung wird im Großen und Ganzen akzeptiert. Es sieht alles danach aus, daß die Abwehrkämpfe der Geistes- und SozialwissenschaftlerInnen verloren gehen, sofern sie die Bedrohung nicht selbst zum Gegenstand ihrer Forschung machen.

Rund fünf Jahre gibt es jetzt eine Technologie-Politik in Bremen, die „aus der Krise“ führen soll. Den Namen verdient sie tatsächlich; daß sie ein Weg aus der Krise ist, wird zwar oft behauptet, aber selten zu beweisen versucht. Der größte Batzen Geld, der dafür aufgewendet wird, geht in das Innovationsprogramm des Wirtschaftssenators zur Förderung von Wissenschaft und Technologie. Jährlich sind es rund 30 Millionen Mark; ab 1992 soll der Betrag auf bis zu 60 Millionen Mark steigen.

Mit einer Serie wollen wir eine Reihe von Einrichtungen in Bremen und Bremerhaven vorstellen, die in den letzten Jahren im Dreieck zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Staat entstanden sind - um eine etwas genauere Vorstellung davon zu geben, was sich dort tatsächlich in Bremen tut.

mc

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