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Ruf der Einsamkeit

■ Selbstmordankündigungen per Telefon

Auf Einsamkeit und Isolation in der Zweisamkeit führt die Telefonseelsorge die 56 Anrufe zurück, die im Tagesdurchschnitt registriert werden. Im letzten Jahr waren von den insgesamt 20.518 Anrufern unter der Telefonnummer 11101 etwa 60 Prozent Frauen, die Hälfte der Anrufer zwischen 30 und 50 Jahre alt und 30 Prozent hatten einen festen Lebenspartner oder waren verheiratet.

Anlaß, sich an die Telefonseelsorge zu wenden, sind in erster Linie persönliche Lebensereignisse und Situationen, von denen Vereinsamung am häufigsten benannt werde. Darauf folgten Probleme im Zusammenhang mit dem Partner, Trennung, Scheidung und im Vorfeld Nichtverstehen und Entfremdung. An dritter Stelle stehen Probleme mit Lebenssituationen, die sich aus dem weiteren sozialen Umfeld ergeben, z.B. Arbeitslosigkeit oder generelle Arbeitsbedingungen. Häufig würden der Telefonseelsorge auch Schwierigkeiten mit Behörden oder anderen Institutionen berichtet.

Täglich zwei oder drei Anrufer äußern Selbstmordabsichten wegen Depressionen, Alkoholabhängigkeit, psychischer Störungen oder Angstzuständen. Die Erwartungen der Anrufer zeigten deutlich den Wunsch nach emotionaler Entlastung, gefolgt von Bestätigung oder Ermutigung.

Nach der Dichte der Anrufe, so die Telefonseelsorge, scheine sicher, daß viele Anrufer auf das Besetztzeichen stoßen. Die Telefonbesetzung rund um die Uhr durch ehrenamtliche Mitarbeiter müßte daher ausgebaut und erweitert werden. Eine Verdoppelung der Mitarbeiterzahl von jetzt 80 auf 160 sei das angestrebte Fernziel.

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