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Franz Alt bricht mit der CDU

■ Der Report-Chef wirft der Partei mangelnde ökologische Sensibilität vor / Haltung der CDU zur Abtreibung und ihre Atompolitik von Franz Alt als weitere Gründe für seinen Austritt genannt

Baden-Baden (dpa/taz) - 'Report'-Chef Franz Alt hat sich das schönste Geburtstagsgeschenk selbst gemacht: Er trat aus der CDU aus. Nach 26jähriger Mitgliedschaft brach der Fernsehjournalist, der am Sonntag 50 Jahre alt wurde, mit der Partei. In einem Offenen Brief an Generalsekretär Heiner Geißler nannte Alt als Hauptmotiv „die mangelnde ökologische Sensibilität“ der CDU. Das sei „brutal deutlich geworden“ bei der Benzinsteuerbefreiung für Privatflieger. Viele Abgeordnete der CDU/CSU hätten gegen ihr Gewissen der Steuerbefreiung zugestimmt und sollten im Herbst ungefragt „alles wieder revidieren“. „Wo Gewissen vergewaltigt wird oder sich vergewaltigen läßt, möchte ich nicht dabei sein“, schrieb Alt. Die Entscheidung über das Flugbenzin sei ökologisch unverantwortlich. „Wenn Wälder und Meere sterben, dann ist nur eine ökologische Politik auch ein soziale Politik.“

In seinem Brief kritisierte Alt auch die „nicht eingetretene politische Wende“ und die Atompolitik der CDU. Der ethische Maßstab einer neuen Politik müsse mehr Ehrfurcht vor dem Leben sein. Statt dessen mache die CDU aber weiter mit der alten Politik des Machbarkeitswahnsinns und denke nicht an die Folgen.

Auch in der Frage der Abtreibung sei die CDU unglaubwürdig. Kein Rechtsstaat dürfe aus sozialen Gründen Abtreibung legalisieren. Das größte Dilemma einer wirksamen CDU-Politik für die Ungeborenen sei die Glaubwürdigkeit: „Der Einstieg in die Plutoniumwirtschaft schafft weder Lebensmut noch schützt er das Leben künftiger Generationen, sondern bedroht es schon vor der Geburt.“ Alt kündigte an, er werde in absehbarer Zeit nicht in eine andere Partei eintreten, sondern „eine größere parteipolitische Unabhängigkeit gewinnen“.

Die CDU bedauere den Austritt Alts, könne jedoch die Gründe nicht akzeptieren, sagte die stellvertretende CDU-Sprecherin Bertels-Heering. Der Katholik Alt stand der CDU schon länger kritisch gegenüber. Anfang 1983 trat er unter Hinweis auf die Bergpredigt gegen die NATO-Nachrüstung ein, worauf SWF -Intendant Hilf ihm verbot, weiter als 'Report'-Moderator aufzutreten.

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