piwik no script img

Tränen lügen nicht

■ Im UT und im Stern 7 gibt's noch immer „Presidio“: Sean 007 Connery im Thriller ohne Miss Moneypenny

Den ganzen Film über wartet man, daß er's endlich sagt. „Mein Name ist Bond...James Bond.“ Sean Gerührt-nicht -geschüttelt-Martini-007 Connery sagt es aber nicht. Und Miss Moneypenny macht auch nicht mit. Darunter leidet der Film sehr.

Sean Connery also weder im Auftrag Ihrer Majestät noch im Namen der Rose, wo er semiotisch geschulten Auges im Dunkelkloster dem Bösebruder auf die Schliche kam - klug und gut und tatsächlich geschauspielert und darum auch sehr hübsch.

In „Presidio“ (USA 1988) aber steht Herr Connery populärmythenschwer in wenig erfreulichen Dialogen und Lieutenant-Colonel-ach-Gott-Armee-Uniform herum. Wirklich spaßig ist da nur die Szene, in der er einen feisten Tresen-Rabauken mit dem linken Daumen verprügelt, um dem leicht verbeulten Fettsack abschließend in einfachen Worten die Militärdienstgrade näherzu bringen. Sehr jamesbondesk.

Der Rest des Films ist eine streckenweise richtig spannende und immer irgendwie fernsehserienblöde Geschichte um Diamantenschmuggel im Armee-Mineralwasser. Das ist der Krimi. Der Krimi ist recht ordentlich.

Regisseur Peter Hyams (Outland, 2010, Diese Zwei sind nicht zu fassen) hat es sich aber nicht nehmen lassen, in seinen Wir-machen-einen-guten-Thriller-Film

eine Handvoll amerikanischer Blödheiten hineinzumischen: 1. ein psychoanalytisch wuppernder Ich bin o.k., du bist o.k. Tocher-Vater-ohne-Mutter-Konflikt, 2. eine Vietnamkrieg-Männerfreundschaft, 3. Mark Harmon aus „Flamingo Road“. Der spielt Sonnyboy-Inspektor Jay Austin mit der mächtig großen Klappe und einem mächtig großen Ärger auf Lieutenant Connery aus kürzlich verbrachter Militärzeit. Natürlich verliebt er sich in die amerikanische Dummheit Nr. 4, die Lieutenantstochter Donna (Meg Ryan), ein Wesen mit engstehenden Augen, Puppengesicht, Lederjacke und rotem Sportwagen.

Zwischendurch erschreckt man sich ein paar mal anständig ob des routiniert gethrillerten Filmschnitts (in die erste Reihe setzen, da sitzt sonst niemand und sieht, daß man zu so Banalem huch fast aus dem Stuhl fällt) und findet in den furchtbar rührenden Szenen (zwei alte Männerfreunde im Museum, zwei alte Männerfreunde betrunken auf dem Dach, zwei alte Männerfreunde beim Begräbnis des einen) immer etwas, das garantiert so doof ist, daß man bestimmt nie mitheulen muß: ein niedliches Kind, ein karierter Hausmantel, Klappstühle für die Trauergäste usw..

Connery soll für den Film echte Tränen vergossen haben. Nein. So schlecht ist er auch wieder nicht.

Petra Höfer

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen