: „Anything goes“?
Es dauert einige Zeit, bis man die Sprache wiederfindet angesichts der Dreistigkeit, mit der Kapielski, die beiden Redakteurinnen und ihre FreundInnen sich jetzt darstellen (lassen): als linke Opfer scherenschwingender Machtpolitiker.
Welchen Anspruch wollen sie stellen an linke Solidarität? Mit ihren Schlag- und Schlägerzeilen verhöhnen sie doch gerade alle, die gegen Rassismus und Sexismus kämpfen. Aus Widerwillen gegen (auch linke) Spießbürger-Moral und Anständigkeit werfen sie gleich alle (auch linke) moralische Orientierung als Ballast über Bord und schweben frei auf ihrer Wolke des „anything goes“. Diese Beliebigkeit wollen sie offenbar aus der Kultur auf alle anderen gesellschaftlichen Bereiche übertragen.
Überzeugen wollen sie uns mit einem augenzwinkernden Verweis gegen die allgemeine Scheinheiligkeit: Ihr denkt doch auch alle so! Ist es schon so weit, daß ich mich rechtfertigen muß, daß ich nicht über Judenwitze lache (was ich bisher für selbstverständlich und nicht als Zeichen besonderer Heiligkeit hielt)? Dann läge es doch auf der Linie, mal unkommentiert 'ne bunte Seite mit Judenwitzen und dergleichen abzudrucken; wär doch geil, oder?
Nein, Kapielski, Droste usw. mögen von ihren Freunden und Kumpels unterstützt werden, aber Anspruch auf linke, d.h. antifaschistische und antisexistische Solidarität haben die nun wirklich nicht. (...)
Eckhard Schäfer, Berlin 61
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen