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„Anything goes“?

Es dauert einige Zeit, bis man die Sprache wiederfindet angesichts der Dreistigkeit, mit der Kapielski, die beiden Redakteurinnen und ihre FreundInnen sich jetzt darstellen (lassen): als linke Opfer scherenschwingender Machtpolitiker.

Welchen Anspruch wollen sie stellen an linke Solidarität? Mit ihren Schlag- und Schlägerzeilen verhöhnen sie doch gerade alle, die gegen Rassismus und Sexismus kämpfen. Aus Widerwillen gegen (auch linke) Spießbürger-Moral und Anständigkeit werfen sie gleich alle (auch linke) moralische Orientierung als Ballast über Bord und schweben frei auf ihrer Wolke des „anything goes“. Diese Beliebigkeit wollen sie offenbar aus der Kultur auf alle anderen gesellschaftlichen Bereiche übertragen.

Überzeugen wollen sie uns mit einem augenzwinkernden Verweis gegen die allgemeine Scheinheiligkeit: Ihr denkt doch auch alle so! Ist es schon so weit, daß ich mich rechtfertigen muß, daß ich nicht über Judenwitze lache (was ich bisher für selbstverständlich und nicht als Zeichen besonderer Heiligkeit hielt)? Dann läge es doch auf der Linie, mal unkommentiert 'ne bunte Seite mit Judenwitzen und dergleichen abzudrucken; wär doch geil, oder?

Nein, Kapielski, Droste usw. mögen von ihren Freunden und Kumpels unterstützt werden, aber Anspruch auf linke, d.h. antifaschistische und antisexistische Solidarität haben die nun wirklich nicht. (...)

Eckhard Schäfer, Berlin 61

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