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Ergebnis der Nicaragua-Hilfe

■ Solidaritätsbewegung kritisiert Zurückhaltung der Bundesregierung

Frankfurt (taz) - Drei Millionen Mark flossen auf Initiative der Solidaritätsbewegung nach dem Hurrikan als Soforthilfe nach Nicaragua. Die Kleinspenden haben damit den gleichen Umfang wie die Unterstützung der Kirchen und der Bundesregierung. Dies wurde auf dem ersten Treffen von 27 bundesdeutschen nichtstaatlichen und kirchlichen Hilfsorganisationen inklusive der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Frankfurt festgestellt. Die erstaunliche Vielfalt von Unterstützergruppen wurde als ein „nicht zu unterschätzender politischer Faktor“ bezeichnet. Dagegen seien die Hilfen der Bundesregierung im Vergleich zu den entstandenen Schäden von 850 Millionen US-Dollar „völlig unzureichend“. Auch im Vergleich zu öffentlichen Aufrufen bei anderen Katastrophen wurde eine „offensichtliche politische Zurückhaltung“ der Bundesregierung konstatiert. Übrigens kamen aus Italien 38 Mill. und aus Schweden sechs Mill. US-Dollar. Der nicaraguanische Botschafter in Bonn befürchtete auf dem Treffen, daß im Februar eine Hungersnot beginnen könne, weil dann die Reserven an Grundnahrungsmitteln aufgebraucht seien. Er bat die Initiativen der Solidaritätsbewegung, sich verstärkt um die Nahrungsmittel zu kümmern. Um den teureren Wiederaufbau der Produktionsanlagen sollten sich dagegen eher die finanzstarken Gruppen kümmern.

Bei dem ersten Treffen der 27 Hilfsorganisationen wurde nach dem „kleinsten gemeinsamen Nenner“ für die weitere Koordination der Soforthilfe gesucht. Eine zentrale Koordination und Anlaufstelle wird es danach wegen der „unterschiedlichen Zwänge und Ansprüche“ auch weiterhin nicht geben. Aber die Informationen untereinander und aus Nicaragua sollen ab sofort „besser laufen“. Die Vertreter von medico international bis zur katholischen Kirche einigten sich auf die Forderung: Die staatliche Hilfe muß sofort erhöht werden.

Viola Falkenberg

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