: Sprachtrick-betr.: "Widerspruch ausgespart", (Flimmern und Rauschen), taz vom 17.1.89
betr.: „Widerspruch ausgespart“, (Flimmern und Rauschen), taz vom 17.1.89
Soviel man an der Friedensbewegung kritisieren kann, etwa den Wechsel von der Panikreaktion zur Selbsteinlullung, eines kann ihr bestimmt nicht vorgeworfen werden: nämlich drohende Kriegsvorbereitung und Totrüstung mit Sekundärproblemen, zum Beispiel dem Problem mangelnder Tourismus-Freiheit, gleichgestellt zu haben. Insofern ist es reichlich abgefeimt, jene vorrangig nach bürgerlich -liberalen Zuständen strebenden (und dabei auch dem Frieden nicht völlig abholden) Gegner des „Siebenmonatskinds von Arbeiterstaat“ kurzerhand als „DDR-Friedensbewegung“ zu bezeichnen.
Vor allem aber ist Friedensbewegung doch speziell als Reaktion auf eine in den Nato-Staaten von Machthabern und Militärs massiv betriebene Kriegsbewegung entstanden: „Victory is possible“, so lautete die Devise des Westens, und mancher kapierte, ansatzweise wenigstens, die Dimension der hier zum Ausbruch gelangten Aggressivität, einer Aggressivität, die es seitens des Warschauer Vertrags in diesem Ausmaß eben nicht gibt.
Indem nun auch die DDR sprachgebrauchsmäßig ihre „Friedensbewegung“ verpaßt bekam, wurde - indirekt versucht, auch dem Osten eine derartige Aggressivität propagandistisch unterzuschieben. Und taz-Fernsehkritikerin Rita Herrmanns hat nichts besseres zu tun, als diesen Sprachtrick der Meinungsmacher nachzuplappern.
Es ist dies die gleiche Gedankenlosigkeit, mit der etwa Simone Lenz die an die europäische Resistenz gemahnende Ehrenbezeichnung „Widerstand“ ausgerechnet für die US -finanzierten, frauenversklavenden Glaubensfanatiker Afghanistans verwendet. (...)
Martina Starke, Bremen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen