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Windsurfer wandern ab

■ Westberliner Surfer schielen auf den Schwielowsee / Mit gebrauchten Brettern kaufen sie sich ein

Einen schlauen Plan zur Eroberung des Umlandes haben sich die Westberliner Windsurfer ausgedacht. Insgesamt etwa 20 Bretter will der Wind-Surfing-Verein an einen DDR-Surfer aus Caputh bei Potsdam verschenken. Der will damit am Schwielowsee einen Club aufziehen und einen Surfer -Stützpunkt aufbauen, den die West-Surfer mitbenutzen können. Sechs der Bretter, mit denen sich die Westberliner am Schwielowsee einkaufen wollen, sind bereits über die Grenze gewandert.

Gekostet hat das den West-Verein nichts, aber viel gebracht. Die Bretter, die in die DDR wandern, wurden ausrangiert, weil die Surfer auf das neue Modell „Mistral“ umsteigen. „Wir wußten nicht, wohin mit den Brettern“, bekennt Horst Albath vom Wind-Surfing-Verein.

Die West-Surfer haben sich am Schwielowsee bereits umgetan, genauso wie am Müggelsee. Die realexistierende Surf-Szene, auf die die Westler bei ihren Erkundungsfahrten trafen, ist bisher noch klein. Etwa 15 DDR-Surfer gibt es auf dem Schwielowsee, dessen Ufer größtenteils noch mit Schilf bestanden ist. Auf 30 bis 40 schätzt Albath die Zahl seiner Ostberliner Sportsfreunde am Müggelsee.

Albath kennt auch die Gründe für das Mißverhältnisse zwischen West- und Ost-Szene: Die Bretter aus DDR-Produktion waren mit 3.000 bis 4.000 Mark für Landesverhältnisse teuer. Außerdem fehlte speziell jüngeren Surfinteressierten in der Regel das Auto, das zu diesem Sport so unabdingbar dazugehört, wie die Luftpumpe zum Fahrradfahren.

Die Grenzöffnung kam den Surfern gerade zum rechten Zeitpunkt. Die Brettlfreunde mußten sich ohnehin nach neuen Übungsplätzen umsehen, weil der Senat das Hauptrevier innerhalb der Stadtgrenzen - die Havelchaussee - ab Frühjahr für den Autoverkehr sperren will. Weil es in West-Berlin keine Alternativen gibt, hatten sich die Surfer in der BI Havelchaussee zusammengeschlossen und gegen die Senatspläne protestiert. Nun, da der Kampf verloren ist, „wandern wir ab“, kündigt Albath an.

Allerdings regen sich auch in der DDR erste Proteste. Eigentlich sei das Surfen ja ein „umweltschonender Sport“, gesteht ein Mitarbeiter der BI Müggelsee ein: „Solange sie nicht im Schilf stehen, können sie im Sommer toleriert werden.“ Doch im Winter sollten sie ein eng eingegrenztes Areal nicht verlassen. Grund: Die Zugvögel, die den Müggelsee traditionell als Raststätte benutzen, dürften nicht aufgeschreckt werden. „Ein Surfer macht einen ganzen Quadratkilometer vogelfrei“, warnte der Naturfreund. Hielten sich die Sportsfreunde nicht an die ihnen zugewiesenen Zonen, dann - so die Warnung der Vogelschützer - „bleibt nur ein striktes Verbot“.

hmt

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