piwik no script img

„Sellafield-Studie glaubwürdig“

■ „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ fordern drastische Senkung der Strahlengrenzwerte / Klimakatastrophe sei nicht mit Nutzung von Atomenergie zu verhindern

Den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten etwa 400 ÄrztInnen auf einem Kongreß der Vereinigung „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) am Wochenende in Kiel. Der Kongreß der IPPNW, der bundesweit knapp 9.000 ÄrztInnen angehören, beschäftigte sich ausführlich mit den Gefahren und Konsequenzen der Atomenergienutzung. Wissenschaftler aus dem In- und Ausland gingen dabei insbesondere auf die neue Studie aus Sellafield ein, in der ein Zusammenhang zwischen der Leukämie bei Kindern mit der Strahlenbelastung der Väter in der Atomfabrik nachgewiesen wurde. Der Marburger Nuklearmediziner Prof. Horst Kuni hält die Studie für glaubwürdig. Insbesondere ergebe sich damit eine neue Sichtweise für die Bedeutung der genetischen Strahlenwirkung bei Vätern. Kuni: „Wenn Eltern ein Kind haben wollen, so halte ich eine zusätzliche Strahlenbelastung sowohl der Mutter als auch des Vaters nicht für verantwortbar.“

Deshalb sei - so die ÄrztInnen - eine drastische Senkung der Strahlengrenzwerte notwendig. Allerdings dürfe die häufig zynisch anmutende Diskussion um Grenzwerte nicht Endpunkt der Forderungen sein. Auch andere unlösbare Fragen, wie die des Atommülls, zeigten, daß der sofortige Ausstieg aus der Atomenergie die einzig richtige Alternative sei.

Das Argument, wonach mit der verstärkten Nutzung von Atomenergie die Klimakatastrophe abgewendet werden könne, läßt die IPPNW nicht gelten. Im Gegenteil: Die hohen Kosten der Atomenergie verhindern nach Meinung der Kongreßteilnehmer die dringend notwendigen Investitionen für den Ausbau umweltfreundlicherer Energieformen.

m.s.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen