Nicht warten - besetzen

■ Zweite Basisgruppe der Bürgerinitiative „Spandauer Vorstadt“ gegründet

Wie die Initiatoren am Mittwochabend vor betroffenen Bewohnern des Gebietes (etwa zwischen Friedrich-Pieck -Luxemburgstraße und S-Bahn-Trasse) erklärten, wollen sie das geschichtsträchtige Areal vor weiterem Verfall und Abriß ebenso bewahren, wie vor den bereitstehenden Spekulanten und Geschäftemachern. Sie fordern, das Gebiet unverzüglich auf die Denkmalliste zu setzen, um es vor baulichen Veränderungen zu schützen und mit neuen Bauzustandsanalysen zu retten, was noch zu retten ist. Nach ihren Vorstellungen soll dort ein funktionierendes Wohngebiet entstehen, mit Gewerbetreibenden, Handels- und Versorgungseinrichtungen, Kneipen, Kinos, Spielplätzen und nicht ein Banken- und Vergnügungsviertel, wie es bei der Nähe zum Zentrum nach westlichem Vorbild zu befürchten ist. „Die Mieten können wir dann nicht mehr bezahlen“, mahnte Karin Baumert, eine der InitiatorInnen und informierte die Anwesenden darüber, daß schon mehr als zwanzig Anträge auf Eröffnung einer Peep-Show im Kietz bestünden. Wegen der Passivität kommunaler Behörden plädierten einige Anwesende zu schnellster Besetzung geeigneter Räume für ein Büro der Initiative. Man einigte sich darauf, am kommenden Samstag, 10 Uhr, mit einer öffentlichen Besetzung des seit Jahren leerstehenden Ladens Auguststr. 61 ein deutliches Zeichen zu setzen, um betroffenen Bürgern dort eine Anlaufstelle für ihre Fragen anbieten zu können. Vielleicht auch eine Chance für unsere wahlkampfgestreßten Parteien und Bewegungen, dort einmal ihre Position zum Thema darzulegen. Die Bürgerinitiative sucht noch juristische Berater für die komplizierten Eigentumsfragen. Niemand im Saal schien allzugroße Illusionen über den Erfolg des Engagements zu haben, aber aus demokratischem Selbstverständnis heraus will man alles unternehmen, um nicht tatenlos verplant zu werden, von wem auch immer, vor und auch nicht nach der Wahl.

Uwe Meyer