Das war kein fairer Wahlkampf

■ Interview mit Hans Modrow /Der ehemalige Premier ist nicht ztufrieden

taz: Herr Modrow, sind sie mit dem Wahlergebnis zufrieden?

Hans Modrow: Zufrieden kann man insofern nicht sein, weil das, was an der Spitze liegt, niemand befriedigen kann. Was aber die PDS anbetrifft, so sieht die Sache so aus, daß wir mit einer starken linken Fraktion im Parlament tätig sein können. Wie sich zeigt, werden sich Grüne und andere mit uns zusammenfinden, so daß wir konstruktiv in diesem Parlament arbeiten können.

Wie kommentieren sie den Wahlausgang für die Allianz?

Der Ausgang für die Allianz ist nicht nur ein Problem, das die DDR betrifft. Das ist vor allem eine Frage, über die die Nachbarn unserer beiden deutschen Staaten gewiß auch nachdenken werden. Wir haben ganz offensichtlich etwas ganz anderes erwartet, denn die Unbesonnenheit, die man zu den Fragen der Vereinigung und Verantwortung für Europa in den letzten Tagen und Wochen aus einem ganz bestimmten Lager gehört hat, die schlagen nun in einer bestimmten Art und Weise durch, die nicht gut sein kann.

Glauben Sie, daß es ein fairer Wahlkampf war?

Das war kein fairer Wahlkampf. Fair war er nicht, weil sich zeigt, daß jene, die da meinen, bei diesen Wahlen ein besonderes Ergebnis erzielt zu haben, eigentlich nicht selber, sondern durch die Wahlhilfe bundesdeutscher Politiker gewonnen haben. Ich selber habe bei diesen Wahlen immer im Schatten gestanden. Es ist kein Zufall, daß sich gerade in Verbindung mit Wahlkampfveranstaltungen der Extremismus in unserem Lande immer stärker abgezeichnet hat.

Wann nehmen Sie mit der West-PDS Verbindung auf? Welche Hoffnungen verbinden Sie mit ihr?

Ich gehe zunächst davon aus, daß es selbstverständlich eine eigenständige in der Bundesrepublik ist. Die Hoffnung, die ich damit verbinde, ist, daß sich auch in der Bundesrepublik wirklich linke Kräfte schnell formieren und dazu beitragen, daß sich dort die außerparlamentarische Bewegungen schnell stärken werden. Und wie es dann bei Wahlen in der BRD aussieht, daß muß man erst einmal abwarten.

Was möchten Sie den linken Kräften in der DDR sagen?

Ich wünsche, daß wir miteinander Kontakt finden und daß wir uns dann auf diese Grundlage auch als konstruktive Opposition in allen Grundfragen in Konsens und im Interesse der Bürger dieses Landes einsetzen. Das, was wir tun, ist auch ein Beitrag für linkes Denken in der Bundesrepublik.

Das Interview führte Dirk Winkler