Fahnenflucht im Abgeordnetenhaus

■ AL fordert, daß die sechs Fahnen der „verlorenen Ostprovinzen“ abgehängt werden

Im Rathaus Schöneberg hängen demnächst vielleicht sechs Fahnen weniger. Noch erinnern sie an die „verlorenen Ostprovinzen“: Ost- und Westpreußen, Posen, Pommern, Nieder und Oberschlesien. Die AL findet nämlich seit langem, daß die „symbolische Anwesenheit der Länder des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 als Anspruch mißverstanden werden kann, die Abgeordneten wollten das Deutsche Reich in diesen Grenzen wiederherstellen“. Auch hält die AL die Fahnen „nicht geeignet, um die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten“. Sie würden den Eindruck erwecken, daß West-Berlin die Nachfolge der ehemaligen Reichshauptstadt angetreten habe oder antreten könne. Und daß die Fahnen an die Trauer von Vertriebenen erinnern, sei ebenfalls nicht zu rechtfertigen: „Gefühle von Vertriebenen wurden zu oft mißbraucht, um das Heimatrecht der Polen in Frage zu stellen.“

Die AL stellt deshalb nun den Antrag, daß die Fahnen abgehängt werden, um damit zu „dokumentieren, wie wichtig dem Abgeordnetenhaus die Aussöhnung mit Polen, Frieden und Entspannung ist“.

In einem zweiten Antrag fordern Alternative Liste und Sozialdemokraten vom Abgeordnetenhaus, die polnische Westgrenze bedingungslos anzuerkennen. Das Parlament soll auch die Bundesregierung auffordern, zusammen mit der Volkskammer und der Regierung der DDR zu erklären: „Das polnische Volk soll wissen, daß sein Recht, in sicheren Grenzen zu leben, von uns Deutschen weder jetzt noch in Zukunft durch Gebietsansprüche in Frage gestellt wird.“

diak