“Wir suchen!“

■ Fragen an Sozialsenatorin und Drogenbeauftragten

taz: Sie sind noch in der Nacht zum Bunker gefahren. Da warteten empörte Junkies und empörte AnwohnerInnen auf Sie...

Sabine Uhl: Wir haben uns sofort zusammengesetzt. So ein Schwelbrand kann in jedem Gebäude geschehen! Für die Abhängigen war wichtig, daß das nicht mit Absicht geschehen war - und daß sie ein Bett haben. Die Anwohner hatten, zu Recht, die Sorge: Wie geht das nun weiter. Wir hatten das sehr kurzfristig entschieden. Ich kann nicht verantworten, daß die Abhängigen irgendwo erfrieren. Sie sollen am Montag den Bunker verlassen. Wir suchen in der Stadt Schlicht-Unterbringung...

Montag ist in vier Tagen. Sie suchen seit einem halben Jahr, ohne jeden Erfolg.

Die kriegen wir woanders unter. Wir haben verschiedene Pfeile im Köcher, aber die erzählen wir nicht, weil die Nachbarschaft dann wieder aufsteht...

Schicken Sie die Junkies wieder auf die Straße, wenn sich das hinzieht?

Das können wir nicht verantworten. Ich finde, ein Mensch bleibt ein Mensch. Den kann ich nicht erfrieren lassen.

Container kann man in 8 Tagen aufstellen.

Wir brauchen Grund und Boden und Kanalanschlüsse, das ist der Haken. Das suchen wir quer über die Stadt.

Gibt es Probleme mit der Finanzierung?

Ja klar! Da sind wir mit dem Finanzsenator in Abstimmung.

Sie haben also finanziell keine freie Hand?

Nein, es gibt Margen. Welche?

... (schweigt). — Da sind wir in Verhandlung. Das Hauptproblem ist, Bauten zu finden — und die Akzeptenz in der Nachbarschaft. Das ist das Schwierigste.

taz: Man glaubt es kaum: Die Outlaw, das Übernachtungsschiff für 15 Junkies, soll kommen. Wann?

Guus van der Upwich: Die letzte Aussage aus Hohehorst: Am Sonntag sind sie am Anleger - ich zitiere aber, wohlgemerkt!

Außer der Outlaw gibt es — nichts!?

..gibt es Bemühungen, mit denen wir nicht mehr an die Öffentlichkeit treten. Lange hab ich gesagt, ich rede mit den Beiräten und stelle die Projekte vor — ich tu's nicht mehr.

Heute diskutiert die Bürgerschaft einen 'Dringlichkeitsantrag' der SPD zum Wohnproblem. Ich hätte Ihnen im März verraten können, daß es im November Winter wird.

Ich kann nicht für die SPD reden. Seit wir die Roonstraße entlastet haben, haben wir uns von mindestens sechs Häusern verabschieden müssen, die wir nicht kaufen konnten.

Jetzt müssen Sie sich doch über frühere Bedenken gegenüber der Wohnbevölkerung hinwegsetzen und handeln. Sie wollen jetzt in drei Tagen schaffen, was Sie in einem halben Jahr nicht hingekriegt haben.

Ich habe schon vor drei Wochen nicht eingesehen, daß Asylanten in einen Bunker kommen, und meine Leute nicht. Das ist immer noch besser als Parkanlagen. Wenn dieser Bunker Montag geschlossen wird, werde ich dafür sorgen, daß ein anderer aufgemacht wird, bis wir eine Notunterkunft finden. Wir diskutieren jetzt um Container...

Die sollten Sie lieber aufstellen.

Für die Container brauche ich ein Grundstück mit Kanalisation ...

Plätze mit Gullys gibt es doch in der ganzen Stadt!

Wenn ich die Container vor der Stadthalle hinstelle — das krieg ich doch nicht durch! Und: Die Leute würden gaffen kommen...

Haben Sie Akzeptenz-, Beschaffungs-oder Finanzprobleme?

Finanzprobleme gar nicht. Wir haben die Mittel, daß die Bremische Häuser kaufen kann.

Sie können bis Montag keine Häuser kaufen.

Ich habe ein Angebot für eine Lagerhalle. Aber ich kann nicht 40 Leute in 800 m2 setzen.

Was lernen Sie aus dem Bunkerbrand?

Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, hätte man einen Heizungs- Probelauf machen können, dann wär das nicht passiert. Wichtig ist: daß das Feuer nichts mit den Drogenabhängigen zu tun hat! Viele meinen, die kokeln...

Verlieren die Junkies womöglich sogar den Bunker?

Nur, wenn es einen anderen gibt, mit besseren Lichtverhältnissen. Vorher nicht. Fragen: S.P.