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Schneller spielen

■ Die Ramones plus zwei Vorgruppen begeisterten fast volle Stadthalle

Genaue Zahlen waren nicht zu erfahren, aber Oskar Lafontaine hatte am Vorabend mit seinen 5000 BesucherInnen mit Sicherheit eine geringere Resonanz als die Ramones. Richtig schön voll war's, und gute Laune herrschte allenthalben. Davon konnten auch als Vorgruppen, eine ganz bekannte (Abstürzende Brieftauben) und eine ganz unbekannte (Birdland aus Birmingham) profitieren.

Blauhaarige Brieftauben

Die Brieftauben haben sich nicht verändert. Zwei Männer mit blauen und roten Haaren machten an Schlagzeug und Gitarre Punk- Spaß. Schnelle Rhythmen, freche und lustige Texte zu Minimalmusik. „Nazis raus“, skandierten die Fans in Anlehnung an einen Song zum Abschluß des Gigs. Auftritt mit Sinn.

Bei der zweiten Band war das schon schwieriger zu beurteilen. Erstens konnte niemand zweifelsfrei bestätigen, daß es sich wirklich um Birdland handelte, weil sie gar nicht erst angekündigt wurden, und zweitens spielten die englischen Dauerhüpfer ausgesprochen konturloses Musikgut, etwa zwischen Gitarrenrock und Softpunk angesiedelt. Einzig bemerkenswert: Der Gitarrist zerschlug zum Schluß in bester Who- Manier seine Telecaster, Wert ca. 2000 Mark.

Endlich, um kurz vor zehn, kamen die glorreichen Vier. Das Django-Thema geleitete sie auf die Bühne und kaum daß die Ramones auf der Bühne standen, ging es im Höllentempo los. Mit „Hey ho, let's go“ hallte der bekannte Schlachtruf durch die weite Halle, und die verwegenen Gestalten mit dem x-beinigen Sänger Joey in der Mitte wurden ihrem Ruf als kompromißloser Live-Band voll gerecht.

Schneller, harter Rock'n'Roll, tanzbein-aktivierend, und 1-2-3-4 ging es weiter mit dem nächsten Pogo-Stück. Atempausen gab es nicht, die Masse vor der Bühne wogte, drückte, jubelte und schleuderte mit Bier nur so um sich. Die Stimmung übertrug sich bis in die hintersten Reihen.

Überall war Bewegung, der Drummer arbeitete wie ein Besessener, Joey brüllte ins Mikro, 1-2-3-4, und weiter.

63 Minuten ging das so, exakt 32 Songs brachten die New Yorker darin unter. Das Gewühle und begeisterte Gejohle war mit einem Mal vorbei.

So richtig sauer über die kurze Spielzeit war aber offensichtlich niemand. „Die spielen eben alles etwas schneller“, sagte einer beim Hinausgehen.

Cool J.F.

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