: Britischer General prahlt mit Potenz
■ König Hussein macht Front gegen Aufmarsch/ Britischer General macht Krieg zu einer Sache von wenigen Tagen/ Perez de Cuellar macht keine Hoffnung auf „Friedensoption“
Bagdad (afp) — Wenn erst die angekündigte Verstärkung der multinationalen Streitkräfte in Saudi-Arabien eingetroffen ist, sei ein Krieg mit dem Irak eine Sache von nur wenigen Tagen, erklärte der Kommandant der britischen Streitkräfte im Golfgebiet, Generalleutnant Sir Peter de la Billiere, am Sonntag in der saudischen Presse. US-Präsident George Bush hatte eine Verstärkung der Golftruppen um etwa 200.000 US-Soldaten und die Entsendung dreier weiterer Flugzeugträger angekündigt. Auch London, das bislang 17.000 Soldaten entsandt hat, sicherte weitere Truppen zu.
UN-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar bedauerte am Samstag in Paris, daß kein Verhandlungsprozeß in Gang komme. Eine arabische Konferenz zur Golfkrise sei die „einzige Hoffnung“. Zu einer möglichen UN-Resolution, die den Einsatz von Gewalt zur Befreiung Kuwaits billigen würde, sagte er, der UN-Sicherheitsrat müsse beurteilen, ob das gegen den Irak verhängte Embargo die gewünschte Wirkung habe. Auch der ägyptische Staatsminister im Außenministerium, Butros Ghali, erklärte, China und Ägypten seien sich einig, daß der Einsatz militärischer Gewalt gegen den Irak nur durch eine neue Resolution des UN-Sicherheitsrates legitimiert werden könne.
Zu einem Treffen zwischen dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein mit US-Präsident George Bush forderte unterdessen die vom irakischen Verteidigungsministerium herausgegebene Zeitung 'El Qadissiah‘ in einem Leitartikel auf. Die beiden Staatschefs sollten direkt die „Mittel zur Bewahrung des Friedens“ besprechen. Die Zeitung betonte jedoch, der Irak bleibe bei seinem Wunsch nach einer „globalen Lösung“ des Nahostproblems und wende sich gegen eine regionale Lösung.
Ein überraschend scharfer Angriff auf die Staaten des Westens kam aus Amman. Der jordanische König Hussein kritisierte am Samstag die Weigerung der westlichen Staaten, den Golfkonflikt mit anderen Problemen des Nahen Ostens zu verbinden. Weiter betonte Hussein, die Stationierung der westlichen Truppen am Golf, stelle „eine Bedrohung für die arabische Nation dar“.
Derweil sprach sich der frühere US-Präsident Carter bei einem Vortrag im US-Bundesstaat New York gegen einen Angriff der US-Truppen am Golf aus und erklärte, der Ölpreis sei es nicht wert, daß Leben für ihn geopfert würden.
Nach dem Bericht der US-Menschenrechtsorganisation Middle East Watch (MEW) waren mehr als 5.000 Personen in Kuwait festgenommen worden, 3.000 seien weiterhin inhaftiert. Berichte über bis zu 7.000 Hinrichtungen hält die Organisation für übertrieben: „Wir konnten nur 250 Hinrichtungen aufdecken.“ Von Greueltaten der Iraker in Kuwait berichteten auch sechs Deserteure der irakischen Armee der britischen Wochenzeitung 'Sunday Express‘. Nach eigenen Angaben nahmen sie vor ihrer Flucht an Exekutionen und öffentlichen Bestrafungsaktionen teil. Irakische Soldaten raubten diesen Angaben zufolge sogar die Brutkästen in den Krankenhäusern und ließen die Babys sterbend auf dem Boden zurück.
Fünf deutsche Staatsbürger, die sich in Kuwait versteckt hatten, wurden den Angaben zufolge vor kurzem von den irakischen Besatzungstruppen nach Bagdad ins Hotel „Melia el Mansur“ verschleppt. In der Regel wurden die zum Hotel Melia gebrachten Geiseln nach einem kurzen Aufenthalt als „menschliche Schutzschilde“ an strategische Orte im Irak verbracht. Etwa 175 in Kuwait und im Irak festgehaltene westliche Staatsbürger, überwiegend Amerikaner und Briten, sollten nach Angaben von Diplomaten in der Nacht zum Montag an Bord einer Sondermaschine der Iraqi Airways nach London fliegen. Es soll sich ausschließlich um Frauen und Kinder sowie um Amerikaner arabischer Herkunft handeln, denen die Ausreise bereits Anfang August erlaubt worden war. Unterdessen bemühen sich Delegationen aus verschiedenen Ländern um die Freilassung ihrer Staatsbürger. Eine Abordnung belgischer Parlamentarier wird am Dienstag morgen nach Bagdad reisen. Der Vorsitzende der rechtsradikalen französischen Partei „Nationale Front“, Jean-Marie Le Pen, flog am Sonntag nach Bagdad.
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