: Leidenschaft und Lachsalven
■ Angie Stardust präsentiert ihre Revue Musical Fever im Schmidts Tivoli
präsentiert ihre Revue Musical Fever im Schmidts Tivoli
Bei Angie Stardust bleibt kein Auge trocken. Egal, ob sie als Putzfrau von ihren Problemen mit der Ausländerbehörde erzählt und dabei mit bitterer Ironie auf die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland anspielt oder eine gelungene Michael Jackson-Parodie der Tänzer der UNO Dance Company einleitet - die als „Big Fat Mama“ titulierte Revuechefin verknüpft die Ausschnitte aus berühmten Musicals und andere Songs mit viel Witz und deftigem Charme. Bei der Premiere von Musical Fever am Donnerstag im Schmidts Tivoli war die Barriere zwischen Bühne und Publikum schnell durchbrochen.
Angie Stardust führt zwar nur durch das Programm, ihre Moderation der einzelnen Szenen, die ihr Choreograf Richard Hes dann mit dem gefeierten Prager Ensemble tanzt, oder der Lieder, mit denen die vier Sänger bezaubern, gibt der Revue aber überhaupt erst ihre Aura - ohne die Leistung der Solisten damit irgendwie herabwürdigen zu wollen. Im Minikleid macht sich die schwarze Blues-Lady auf die Suche nach dem passenden männlichen Gegenstück im Publikum, wird zwar nicht fündig, hält aber ihr freches Mundwerk in Gang. Freundliche Pöbeleien wie „Gehste auf Reise - Haste die Haare schon eingepackt?“ wurden von den Zuschauern mit herzhaften Lachsalven quittiert. Das korpulente Energiebündel nahm aber auch sich selbst auf den Arm.
Doch auch die Stardustsche Blues-Seite blieb dem Publikum nicht vorenthalten. Mit „Hello, Dolly“ hielt sie auch stimmlich, was ihr Resonanzkörper verspricht. Ihre Stückauswahl verrät eine Leidenschaft für tragische Liebesgeschichten. Die Compagnie tanzte unter anderem Ausschnitte aus Les Misérables, Grease, Miss Saigon, Chess, A Chorus Line und West Side Story und dabei jede Erinnerung an John Travolta an die Wand. Bis zum Finale, wo Angie den Saal bei „Let The Sun Shine“ aus dem Musical Hair toben ließ, brachten sie und ihr Ensemble ein Stück Broadway an die Reeperbahn. Kirsten Lösch
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen