: Sporthalle abgebrannt
■ Kripo geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus / Vermutlich kein politischer Hintergrund / Schaden geht in die Millionen
Wilmersdorf. Bis auf das Stahlgerüst brannte in der Nacht zum Freitag die Werner-Ruhemann- Sporthalle nieder. Nach dem Stand der gestrigen Ermittlungen ging das Branddezernat der Kripo von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus. Hinweise auf Täter lägen jedoch bisher nicht vor, so die Auskunft der Polizeipressestelle. Wie es hieß, leite das Branddezernat und nicht etwa der für politische Delikte zuständige Staatsschutz weiterhin die Ermittlungen. Dies deutet darauf hin, daß die Beamten keinerlei konkrete Anhaltspunkte für eine politisch motivierte Brandstiftung, etwa von militanten Olympia-Gegnern, haben. Bis gestern nachmittag war offenbar auch nirgends ein Bekennerschreiben aufgetaucht.
Im Wilmersdorfer Bezirksamt spricht man von einem Millionenschaden. Die wettkampfgerechte Halle im Ortsteil Schmargendorf an der Forckenbeck-/Ecke Cunostraße ist in den Jahren 1961 bis '64 zu damaligen Baukosten von rund 1,5 Millionen DM vom Landessportbund (LSB) hochgezogen worden. Bei den heutigen Preisen werde die unumgängliche Neuerrichtung der Halle 12 bis 15 Millionen DM verschlingen, erklärte Sportsamtsleiter Jürgen Prenzlow.
Nach Polizeiangaben brach das Feuer, bei dem 500 Quadratmeter Dachfläche und Sporthallenanbauten auf 200 Quadratmetern zerstört wurden, in der Nacht gegen 1.15 Uhr aus. Obwohl die Feuerwehr vier Löschzüge und Sonderfahrzeuge einsetzte, konnte sie den Brand erst nach rund fünf Stunden unter Kontrolle bringen. Die Holzteile des Hallendaches, die hölzerne Zuschauertribüne im Innern sowie der Parkettfußboden boten den Flammen immer neue Nahrung.
Das einzig vom Feuer verschont gebliebene Stahlgerüst der Halle verbog sich aufgrund der Hitze so stark, daß laut bezirklicher Bauaufsicht eine akute Einsturzgefahr droht. Deshalb begannen noch gestern vormittag Arbeiter mit der Sicherung der Ruine. Sie vernagelten alle Fenster- und Türöffnungen, damit Neugierige oder spielende Kinder nicht in das Halleninnere gelangen können.
Die Sportstätte, in der Fechtturniere und Volleyballspiele in der 2.Bundesliga ausgetragen wurden, bot Plätze für 631 Zuschauer. Wegen der großen bespielbaren Fläche von 20 mal 40 Metern und der verkehrsgünstigen Lage sei die Halle auch an Wochenenden intensiv von Schulen und Vereinen genutzt worden, so Sportamtsleiter Prenzlow. Gegenüber der taz zeigte er Galgenhumor: Vielleicht seien die Brandstifter Olympiabefürworter, die nur eine noch schönere neue Halle haben wollten. Man müsse ja „nicht immer negativ denken“, sagte der Bezirkssportchef. Thomas Knauf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen