: London calling
■ Ob Docklands oder British Museum – die Stadt an der Themse hat viel zu bieten: Gebrauchsanweisung für Neulinge von Queen Mum
Jeden Sommer lockt die britische Hauptstadt etwa 24 Millionen Touristen in die Themse-Metropole, das sind dreimal soviele Menschen wie hier tatsächlich leben. Die Deutschen, so das British Tourist Board, stehen mit knapp 800.000 Touristen jährlich nach den US-Amerikanern und Franzosen an dritter Stelle in der Besucherliste.
Was macht diese Stadt so attraktiv? Klar, die geographische Nähe spielt sicherlich eine Rolle; durch preiswerte Flüge, regelmäßige Fährverbindungen ist London ein beliebtes Ziel für einen Kurzurlaub. Hinzu kommt der derzeit recht günstige Pfundkurs.
Und natürlich hat jeder London-Fan sein ganz persönliches Motiv. Für Neulinge hier nun ein UserInnen-Guide für die Stadt an der Themse, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Die bequemste Art, die Stadt zu erkunden, ist per Bus und/oder Underground. Das U-Bahn-Netz des London Regional Transport Systems ist sehr gut. Angesichts einer durchschnittlichen Verkehrsgeschwindigkeit auf den Straßen von 5 Kilometern pro Stunde ist man/frau per Underground meist schneller am Ziel.
Beginnen wir mit dem Piccadilly Circus. Besucht man/frau den Piccadilly Circus um 12 Uhr mittags, wirkt dieser Platz, der über Jahrhunderte der Mittelpunkt des Britischen Empires darstellte – die Briten nannten ihn „Hub of the Empire“ (der Nabel des Empires) – unbedeutend, fast enttäuschend. Nachts allerdings verhelfen die Neonreklamen von Sony, Coca Cola oder Boots dem Platz zu seinem wahren Glanz.
Vom Piccadilly Circus kann die hungrige LondonbesucherIn in fünf Minuten Chinatown erreichen. Rund um die Gerardstreet gibt es viele chinesische Restaurants und Delikatessenläden. Erschwinglich und köstlich die Glazed Duck“ im Restaurant Lido in der Gerardstreet.
Beim üblichen Londoner Regenwetter bietet sich ein Besuch im Museum an. Natürlich sollte sich der Geschichtsbegeisterte die Magna Carta im Britischen Museum oder im Museum of Natural History die Saurierskelette und die detaillierte Ausstellung über die Arbeit des englischen Biologen Charles Darwin nicht entgehen lassen. Auch das Victoria und Albert Museum soll hier nicht unerwähnt bleiben. Es gilt mit seinen 40.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche als das wohl größte Museum für Dekorative Kunst. KunstliebhaberInnen sollten die Gemälde von Constable und Turner nicht verpassen.
Witziger und vielleicht auch interessanter das relativ neue Museum of the Moving Image an der South Bank. Hier wird die Geschichte des Films von den Anfängen der bewegten Bilder bis zum Videoclip mit vielen Exponaten und Filmbeispielen erzählt.
Für FreundInnen des Skurrilen ist das relativ kleine, aber sehr britische Sir John Soane's Museum ein Muß. Es ist das Haus oder besser drei völlig verwinkelte Häuser des Bank-of-England-Architekten John Soane. Der baute die Häuser zwischen 1792 bis 1824 nach eigenen, noch georgianischen Entwürfen. Das Museum ist ein Gewusel an Gemälden, Skulpturen, Büchern und Architekturmodellen. Interessant die aufklappbaren Architekturgemälde Soanes, die bereitwillig vom Museumspersonal vorgeführt werden.
Neueste Attraktion der Stadt ist die schöne neue Architekturwelt in den Docklands östlich des Stadtzentrums. Hier entstanden einerseits in den alten Lagerhallen des West India Docks Luxusbüros und -wohnungen, andererseits Bürogebäude postmoderner Architektur. Gekrönt wird das Gebiet vom höchsten Turm Großbritanniens, dem Canary-Wharf-Tower, einem Bürobau in Form eines 250m hohen Obelisken mit einer pyramidenförmigen, nachts beleuchteten Spitze. Für die Londoner gilt der Turm als Monument für den Optimismus der Thatcher-Ära, das schwer auf der Skyline lastet – bis heute wurde erst ein Viertel der Büros vermietet. Am besten lernt man die Docklands von der Dockland Light Railway aus kennen. Einen Großteil der Strecke schweben die Wagen sechs Meter über dem Boden und ermöglichen einen herrlichen Blick auf die Umgebung.
Die eigentliche Attraktion, die größte Sehenswürdigkeit bleibt London selbst: Seine kunterbunte Mischung aus Antiquiertheit und Modernität, das Nebeneinander von Monarchie-Muff und Swinging London, von Mittelalter und Postmoderne, diese Gegensätze sind es, die die Stadt an der Themse so beliebt machen .
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen