My friend Chip?

■ Durch Chipkarten zum „gläsernen Bürger“: Experten warnen

Vor dem „gläsernen Bürger“ durch den Einsatz von Chipkarten in verschiedenen Lebensbereichen haben Technologieexperten am Donnerstag in Hamburg gewarnt. „Die Unfreiheit kommt durch die Hintertür“, sagte der Erfinder der Chipkarte, Jürgen Dethloff, auf dem „a la Card Symposium Technology“ vor 170 Teilnehmern. Die Fachleute wiesen auf dem Kongreß für Plastikkarten-Technologie gleichzeitig aber darauf hin, daß, beispielsweise im Bereich der Verkehrsüberwachung, durchaus Systeme zur Verfügung stehen, die nicht zur permanenten Überwachung der Bürger führen.

Mitglieder des Hamburger Chaos Computer Clubs (CCC) warnten vor dem Mißbrauch von identifizierbaren Chipkarten: „Mit einer kontaktlosen Chipkarte ist es theoretisch möglich, über jede Autofahrt eines Bürgers Buch zu führen“, meinte CCC-Mitglied Peter Lackmann. „Damit bekommt der Bürger einen Sender um den Hals gelegt.“ Der Kartenexperte der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, Bruno Struif, sah dagegen in der Einführung der Chipkarte eine „einzigartige Chance für einen neuen Datenschutz“: Die Daten würden nun so gespeichert, daß der Betroffene sie selbst kontrollieren könne.

Allein mit der Einführung des elektronischen Krankenscheins werden in den kommenden Jahren 80 Mio. Chipkarten ausgegeben. Der stellvertretende Geschäftsführer der AOK Berlin, Rolf Dieter Müller, beklagte, daß man bei der Einführung der Patienten-Chipkarte wegen „überzogener Datenschutzbestimmungen“ versäumt habe, auch Daten wie die Blutgruppe oder eine Notfallsadresse des Patienten zu speichern. Außerdem wäre die Integration eines „elektronischen Krankenscheins“ zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen sinnvoll gewesen. dpa