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Unterm Strich

Kaum eröffnet und schon kopflos: das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, dessen Neubau am vergangen Freitag eröffnet wurde. Der designierte Generaldirektor Peter Klaus Schuster wird das Amt wegen der katastrophalen finanziellen Lage des Museums nicht antreten. Das mit 50.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche größte Museum deutscher Kunst und Kultur hat statt trutziger Sandsteinmauern zwar nun ein angenehm verglastes Äußeres, schreibt aber rote Zahlen in Millionenhöhe. Wer jetzt das Risiko auf sich nehmen will, ist noch nicht bekannt.

Neues von der Akademie der Künste: ihr Präsident Walter Jens hat seine Überprüfung durch die Gauck- Behörde beantragt. Grund dafür sind ihm zugetragene Gerüchte in der CDU-Fraktion des Abgeordnetenhauses, auch er sei ein IM der Stasi gewesen. Jens teilte seinen Entschluß nach der Frühjahrsmitgliederversammlung der Akademie am Sonnabend abend mit. Auf der Versammlung, die im Schatten der jüngsten parteipolitischen Auseinandersetzungen um die Übernahme der Mitglieder der aufgelösten DDR- Akademie stand, wurde Jens einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. An die 26 ausgetretenen Mitglieder wurde appelliert, wieder zurückzukehren. Als Amtsträger könne er eine Gauck-Überprüfung für sich veranlassen, betonte Jens. Von den Akademiemitgliedern könne er das rechtlich „weder verlangen oder auch nur anmahnen“. Dazu sei er nicht bereit und das sei auch nicht seine Aufgabe. Auch werde man sich keinen Anhörungen bzw. „Tribunalen mit Beleidigungen unserer Mitglieder“ mehr stellen. Die Akademie wird erstmals einen sogenannten Ehrenrat bilden, dem auch Ost-Mitglieder angehören sollen und der über Vorwürfe gegen ein Mitglied, wie zum Beispiel eine frühere Stasi-Mitarbeit, befinden wird. „Sind sie berechtigt, wird man dem Mitglied den Austritt nahelegen“, sagte Jens dazu. „Weigert es sich, kommt der Fall vor die Vollversammlung. Das ist schnell, effizient und befriedigend zu leisten.“ Die Akademietagung stand auch im Zeichen eines „Schulterschlusses“ zwischen Jens und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU). Diepgen hatte als erster Regierungschef die Mitgliederversammlung besucht und über die erneute Verschiebung der Abstimmung im Abgeordnetenhaus zur künftigen Akademie Berlin-Brandenburg auf den 2. September berichtet. Beide Seiten hätten voneinander gelernt, meinte Jens, und Diepgen habe die Mitglieder mit seiner „liberalen Entschiedenheit“ berührt. Teilgenommen hatten an der Mitgliederversammlung unter anderem Reinhard Hauff, Peter Lilienthal, Ivan Nagel, Alexander Askoldov, Frank Beyer, Hark Bohm, Hilmar Thate, Otto Sander, Cornelia Froboess, Vadim Glowna, Stephan Hermlin, Peter Härtling, Rainer Kirsch, Fritz Rudolf Fries, Klaus Staeck und Siegfried Matthus.

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